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und Generalsuniform. So im unoffiziellsten Anzug deduzierte er ihnen
seine Ansicht über die Situation, es war ein großer und erhabener
Moment in Moltkes Leben. Kronprinz Albert konnte diesen Augenblick
nie vergessen. — Der Kontrast zwischen der Großartigkeit des Gedankens
und des greisen Schlachtendenkers äußerer Erscheinung!
Kronprinz und König Albert begegnete jederzeit dem großen
Schlachtendenker Moltke mit der größten Ehrerbietung. Sein huld—
volles Verhalten gegen General von Moltke entsprang nicht bloß
äußerlicher Höflichkeit, sondern der Hochachtung, die ein hervorragender
Geist dem andern willig bezeigt. An die erste Begegnung (am
12. Juli 1869) knüpfte sich ein immer mehr fester werdendes Band
gegenseitiger Verehrung. An den sächsischen Minister Dr. Schneider
schrieb Kronprinz Albert aus der Umgebung von Paris (22.0Oktober 1870):
„Die glücklichen Erfolge, bei denen ich übrigens nur das
Werkzeug eines wahrhaftigen militärischen Genies, des
Generals Moltke war, danken wir nur der außerordentlichen
Bravour der Truppen.“
Moltke selbst äußerte über den Kronprinzen 1871: „Dem
Kronprinzen von Sachsen braucht man nur mitzuteilen, wie
die Sachen liegen; was dann zu geschehen hat, wird er schon
selbst tun." Ein anderes Mal sagte er später: „Es gibt im
deutschen Heere wohl viele gute Generale, aber nur einen
Feldherrn wie den König von Sachsen.“
Und wiederum ein ander Mal sagte Moltke — zum Maler
Lenbach —i „Der Kronprinz von Sachsen hat mich doch am
besten verstanden.“
Einen Beweis von des Königs Verehrung für den großen
Strategen liefert folgender Zug: Als Moltke sein 60 jähriges Dienst-
jubiläum feierte, gedachte König Albert dem greisen Strategen eine
besondere Freude zu machen und ihm ein Geschenk zuzuweisen, mit
welchem die vollkommene Hochachtung, die König Albert für Moltke
empfand, so recht zum Ausdruck kommen sollte. Der König erfuhr
durch den sächsischen Militärbevollmächtigten in Berlin (den späteren
Kriegsminister General Edlen von der Planitz), daß sich der Feld-
marschall am liebsten ein Bild des Königs von Sachsen wünsche. Sofort
beschloß der König, sich malen zu lassen, und es bildete nun das Ge-
mälde ein Gegenstück zu dem Bild des nachmaligen Kaisers Friedrich,
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