Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

sein Ende auszeichnete) und sagte zu ihm: „Mensch, woher weißt 
Du denn das schon?“ 
Als nun der Kaiser dem Prinzen Albert ein Regiment verleihen 
wollte und ihm die Wahl freistellte, da war er angenehm überrascht 
und noch mehr für den jugendlichen Sachsenprinzen eingenommen, als 
dieser sich nicht etwa für ein glänzendes Kavallerieregiment, sondern für 
das schlichte 2. Jägerregiment (später 4. Karporsches Infanterieregiment) 
entschied. „Daran erkenne ich den echten Soldaten!“ sagte 
Kaiser Nikolaus, und er hat sich nicht getäuscht. 
Schon vorher hatte er zum Grafen Vitzthum geäußert: „Ich liebe 
keine Phrasen, aber ich bin entzückt von dem Besuche des Prinzen 
Albert. Der Prinz ist ein hervorragender junger Mann, hervorragend 
in jeder Hinsicht, namentlich sehr unterrichtet in den Kriegswissenschaften. 
Wir werden ihm zeigen, was bei uns zu sehen ist, und es soll mich 
freuen, wenn es ihm hier gefällt.“ 
Die Herzen der russischen Offiziere eroberte sich der jugendliche 
Prinz hauptsächlich dadurch, daß er über alle Einzelheiten des nationalen 
Krieges von 1812 Bescheid zu geben wußte. 
59. Ein #ffennig Verlust, ein Caler Gewinn. 
Tanner, der spätere Präsident des sächsischen Militärvereins= 
bundes, war im Jahre 1851 als Schreiber im Brigadebureau, das 
seinen Sitz im Prinzenpalais am Taschenberg hatte, beschäftigt. Mit 
ihm war ein junger Kaufmann daselbst tätig. Derselbe verleugnete 
seine kaufmännischen Gewohnheiten auch als Brigadeschreiber nicht, er 
führte ein Kassabuch über alle seine Einnahmen und Ausgaben, obwohl 
das Rechnungswesen bei einer Löhnung von 20 Pfennigen pro Tag 
ein sehr einfaches gewesen sein mußte. Einmal hatte er wieder seine 
Aus= und Eingaben gewissenhaft eingetragen und auf letzter Seite unter 
Verlustkonto „1 Pfennig verloren“ verzeichnet. Während einer kurzen 
Abwesenheit hatte er sein Kassabuch offen liegen lassen. Da trat der 
Kronprinz in die Geschäftsstube, legte dem Tanner Schriftstücke zur 
Reinschrift vor und sah das Kassenbüchlein des Brigadeschreibers liegen. 
Zuerst in der Meinung, ein dienstliches Buch vor sich zu haben, 
blätterte er darin und sah auf der letzten Seite den Vermerk: „1 Pfennig 
verloren!“ Gerührt von der Gewissenhaftigkeit des Schreibers, griff der
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.