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61. „Hier darf eegentlich nich geroocht wär'n!“
Als Kronprinz nahm König Albert an den Beratungen der ersten
Ständekammer im Dresdner Landhaus gewissenhaft und lebhaft Anteil.
Eines Tages begab er sich nach Schluß der Sitzung das große
Treppenhaus hinunter und traf unten im Flur einen befreundeten
Abgeordneten, mit dem er stehenden Fußes sofort ein eifriges Gespräch
begann. Mitten in diesem zündete sich der Kronprinz — schon damals
ein starker Raucher — eine Zigarre an. Diesen Vorgang konnte der
im Flur des Landhauses stehende Doppelwachtposten eines Dresdner
Regiments umso weniger umgehen, als ihre Instruktion alles Rauchen
in den Räumen des Landhauses ohne Ansehen der Person, aufs strengste
verbot. Die zwei Posten waren in arger Verlegenheit, denn der
Kronprinz, zugleich ihr kommandierender General, blies unaufhörlich
starke Rauchwolken von sich und geruhte augenscheinlich noch nicht gleich
das Landhaus zu verlassen. Da faßte sich einer der Posten, ein biederer
Provinzler aus der Dresdner Gegend, ein Herz, schulterte, trat stramm
an den Kronprinzen heran und meldete unerschrocken, wenn auch mit
etwas zaghafter Stimme: „Königliche Hoheit entschuldigen, aber
— hier darf eegentlich nich geroocht wär'n!“ Der Kronprinz
schien anfangs betroffen, doch schnell in ein herzliches Lachen aus-
brechend, klopfte er dem pflichteifrigen Posten auf die Schultern und
sagte: „Ah!I ganz richtig, mein Sohn, hast recht, daran habe ich nicht
gleich gedacht. Es ist gut, ich danke!“ und verließ, immer noch lächelnd,
das Haus.
62. Kasernenbesichtigung.
Als im Frühjahr 1877 die Dresdener Garnison ihre neuen Kasernen
im Norden der Stadt bezogen hatte, wurde ihr bald die Ehre eines
Besuches König Alberts zu teil. Und zwar war es die Kaserne der
Leibgrenadiere, die der König einer eingehenden Besichtigung unterzog.
Das Revier der vom Hauptmann von Brück kommandierten 5. Kompanie
war dazu ausersehen, dem König ein Beispiel von der unter den neuen
Verhältnissen in jeder Hinsicht mustergiltigen Unterbringung der Truppen
zu geben, und der Königliche Kriegsherr sprach denn auch überall seine
volle Befriedigung über das Gesehene aus. Besonderes Wohlgefallen
fand er noch an der herrlichen Fernsicht über die Stadt, die sich von
einem der Eckfenster einer Mannschaftsstube bot. Bei dieser Gelegenheit