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letzten Krieges in Beziehung stand, im unklaren war, oder über einen
Vorgang aus dem Feldzuge in Meinungsverschiedenheiten geriet, so rief
man nie ohne Erfolg die Entscheidung des Königs an, die sich stets
als richtig und stichhaltig erwies.
68. König Albert schenkt der Königsbrücker Schuljugend
eine Crommel.
Soldatenspielen steckt nun einmal in der deutschen Jugend. Davon
war auch die jüngste Generation von Königsbrück nicht frei. Sie
exerziert und manövriert nach Herzenslust wie alle Altersgenossen im
Deutschen Reich. Waffen und militärische Kopfbedeckungen, selbst eine
Fahne hat man sich dazu leicht beschafft, nur eine Trommel, eine richtige
Trommel fehlt noch, um das Glück vollständig zu machen. Ganz ins-
geheim wird Rat gepflogen. Kinder wagen das Kühnste, und so kommt
einer auf den Gedanken: wie wär's, wenn wir den König darum bäten!
Gedacht, getan. Der Schreibkundigste verfaßt ein von der vorgeschriebenen
Form zwar sehr weit abweichendes, aber im übrigen den gehegten
Wunsch sehr klar aueèdrückendes Bittgesuch an Se. Majestät um
— eine alte Militärtrommel. Es vergehen einige bange Wochen, und
die Urheber der Petition zeigen schon recht verzagte Gesichter. Man
fürchtet jetzt weniger das Ausbleiben der ersehnten Trommel als viel-
mehr die möglicherweise recht fühlbaren Folgen des Wagnisses. Da —
welche Freude! langt eines schönen Tages vom Bekleidungsamt in
Dresden für die Königsbrücker Schuljugend ein großes Paket an, und
darin befand sich — auf Befehl des Königs gesandt — eine gebrauchte
Militärtrommel mit vollständigem Zubehör!
69. König Alberts Jugendliebe.
Seine Jugendliebe war nach seinen eigenen Worten — die Armee.
Er erwähnt dies in der denkwürdigen Rede — eine der längsten, die
er je gehalten — mit welcher er am fünfzigjährigen Militärdienstjubiläum
am 23. Oktober 1893 den Dank für das Geschenk der Armee, eine
prächtige Kette zum Militär-St. Heinrichsorden, aussprach. Es heißt
in diesem vorbildlichen Zeugnis edler Bescheidenheit und selbstloser Dank-
barkeit u. a: „Wenn Ich diese neugestiftete Kette vom Heinrichsorden