Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

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ebenfalls geladen. Der Herr Bürgermeister wußte wohl die Stadt in 
jeder Weise zu vertreten, aber in Sachen seiner Sprache und seiner 
Umgangsformen war und blieb er ein unverfälschter Erzgebirgler. Es 
handelte sich um eine Treibjagd unfern des bekannten Torfhauses an 
der Straße nach Rautenkranz. Dicht beim Torfhause, auf dem Stand, 
der für den besten galt, postierte Kronprinz Albert; sein Nachbar war 
der Bürgermeister Funk. — Das Treiben war im vollen Gange; links 
und rechts auf den entfernten Ständen platzte es unaufhörlich, hier 
wechselte sozusagen „kein Schwanz“. Da packte Bürgermeister Funk 
sein Arsenal zusammen, ging auf Kronprinz Albert zu und sprach: 
„Königliche Hoheit, iech möcht när wissen, welcher dummdamische Schof- 
kopf Sie ängtteigenthlich dohar gestellt hot; do schieß'n Se an Drack, 
gänne Se mit mir."“ Und nachdem der Kronprinz dem Rate gefolgt: 
„Gälle, (Gelt, es gilt) nu geholfen hotts.“ „Dreie hottre (hat er) nieder- 
gebörscht!“ berichtete nachmals mit unverkennbarer Genugtuung der 
Bürgermeister seinen Jagdfreunden. · 
Im Erzgebirge und dem angrenzenden Vogtlande gilt als eine 
Spezialität ersten Ranges für alle diejenigen, welche ihre Mahlzeiten. 
mit einem Schnäpschen würzen, der in Eibenstock in einer Destillation 
hergestellte „Eimstöcker“". Bürgermeister Funk war ein Freund dieses 
edlen Getränkes und liebte stets außer entsprechendem Mundvorrat ein 
Bullchen Pommeranzen-Schnabus bei sich zu führen, der ihm gut be- 
kam, und den er sich höchst eigenhändig im Kaufladen des Drogisten 
und Materialwarenhändlers Beck kaufte und einfüllen ließ. Bei Gelegen- 
heit einer Jagd kam Funk nahe an den Adjutanten des Königs, einen. 
Rittmeister, zu stehen. In seiner Treuherzigkeit trank Funk dem Herrn 
Rittmeister zu und bot ihm das Fläschchen zu einem jagdkameradschaft- 
lichen Schlucke an. Der Rittmeister lehnte dankend ab, worauf der 
Bürgermeister gekränkt bemerkte: „Nu, iech hob ebber (etwa) nischt 
Büs (Böses) dra an'n Maul!“ Seinen beleidigten Gefühlen rechte 
Luft machte Funk aber erst dann, als er nach dem Halali mit König. 
Albert ins Gespräch kam. Zu diesem sagte er in aller Freimütigkeit: 
„Majestät, sang Se mr när amol, wos Se do für an Rittmastr 
mitham; trinkt net amol Pummeranz, nuch drzu Beckepummeranz. Dös 
wäre mr meine Rittmastr. Wenn iech do König wär, die Sorte käm 
bei mir net nauf aufs Pfard.“
	        
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