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Alte war ein Unikum. Er hatte einige Zeit das sogenannte Zeughaus
in der Sächsischen Schweiz, eine Försterei mit Bierkonzession, bewirt—
schaftet, und jetzt schläft er schon einige Zeit im kühlen Erdenschoße.
Bei einer Hofjagd schoß der Alte einmal gelegentlich der Verrichtung
von Treiberdiensten dicht vor den Augen des Königs und mehrerer
Kavaliere mit seltener Geschicklichkeit einen Hasen, wozu die hohen Herr—
schaften lachend und bravorufend Beifall klatschten. Der Waldwärter
faßte diesen Beifall aber falsch auf, drehte sich mit grimmiger Miene
um und rief: „Na, Ihr Kerle hätt't so was doch och ni besser gebracht.“
— Ein anderes Mal amüsierte sich der König nach beendeter Jagd
wieder über die Urwüchsigkeit des alten Grobians und vergaß darüber,
daß es höchste Zeit zur Abfahrt war. Endlich erinnerte den hohen
Jäger die Begleitung daran, daß Eile not tue, wenn man den Zug
noch erreichen wollte. Der Monarch sah schnell nach der Uhr und ging
dann rasch davon. Der Waldwärter vermißte aber den üblichen König-
lichen Gruß und rief zornig: „Na, adje och, adje, Majestät!“ Darauf
wendete der König sich lachend um und sagte: „Ach ja, das hätte ich
bald vergessen. Adieu!“
103. König und Pferdehändler.
Nach einer in der Altenberger Gegend abgehaltenen Jagd befand
sich König Albert mit einigen Herren seines Gefolges vor dem Gast-
hause, als ein Bauer mit seinem schweren einspännigen Wagen auf der
steilen Straße dahergefahren kam, begleitet von seiner Frau und seinem
Sohn, welche nach Kräften den Wagen schieben halfen. Vor dem Gast-
hofe angelangt, machte der Bauer halt, um ein wenig zu rasten. Mit
den Worten: „Es ist wohl eine schwere Arbeit, hier herauf zu kommen?“
trat der in einen schlichten Jagdanzug gekleidete König an den Bauer
heran. „Jawohl“, antwortete dieser, „aber ich habe ein gutes Pferd,
das bringt schon etwas fertig.“ „Wie alt ist denn das Tier?“ frug
der König weiter. Bei diesen Worten kam die Frau des Bauers, welche
den letzten Teil der Unterhaltung gehört hatte, hinzugelaufen, und sie
befürchtete, das Pferd solle vielleicht verhandelt werden, nötigte sie ihren
Mann zum Weiterfahren mit folgenden erregten Worten an: „Komm',
fahr weiter, Gottlieb, das ist doch bloß ein Pferdehändler!"
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