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104. König Albert ein — Böhme.
Der König war einst zur Auerhahnjagd auf Oybiner Revier. Von
der Balz nach Zittau zurückkehrend, wo er im „Hotel zur Sonne“
wohnte, passierte ihm das Malheur, daß die Speichen eines Rades vor-
der Stadt brachen. Da in so früher Morgenstunde ein andrer Wagen
nicht gleich zu beschaffen war, so entschloß sich der König, den nur noch
kurzen Weg zur Stadt zu Fuß zurückzulegen. Er trug sein schlichtes,
schmuckloses Jagdkostüm, in seiner Begleitung befand sich der Oberforst-
meister in Uniform und der Leibjäger. Da begegnete man dem
Burschen des Hauptmanns W. vom Zittauer Regiment, welcher das.
Pferd seines Herrn ausführte. Dem König gefiel der Gaul, und er
rief den Soldaten an: „Sie — wem gehört das Pferd?“
Der Bursche musterte von oben herab die Kleidung des ihm un-
bekannten Fragstellers und antwortete dann mürrisch: „Nu, wem wird's.
denn sei, dem Hauptmann W.“
Noch am nämlichen Tage traf der Offiziersbursche den alten Hennig,
den Diener des Oberförsters, und sagte zu ihm: „Weeßde, wenn ich
dei Herr wär', gäb' ich mich voch nich mit so eenen Jäger-
burschen of uffener Straße ab.“ Erstaunt horchte der alte Hennig auf,
er hatte doch den König mit seinem Herrn zu Fuß zurückkehren sehen-
„Nanu, wie sah denn der Jägerbursche aus?“ forschte er.
„Na weeßde, sei Anzug war nu eben nich mehr scheene, 's schien
m'r eener drieb'n aus'm Beehmschen zu sein!“ —
„Na, höre mal, das war doch der König!“" berichtete jetzt Hennig
dem Burschen, der nun mit einer kläglichen Armesündermiene in seinen
Pferdestall schlich.
105. Gastfreundschaft gegen einen Freiher.
König Albert hatte für Menschen und Dinge einen sehr scharfen
Blick, auch für Kleinigkeiten. Ein Herr aus Dresden, der zu mancherlei
Sport neigte, hatte sich einmal von dem Oberförster in der Heide aus-
gebeten, bei einer königlichen Jagd als Treiber verwandt zu werden,
um sie sich ordentlich in der Nähe anzusehen, was sonst nicht möglich
war. Als nun die Jagdgesellschaft frühstückte und die Treiber in ehr-
furchtsvoller Entfernung ringsum standen, fiel der Blick des Königs auf
diesen Sportsmann, der natürlich ebenso jagdmäßig gekleidet war, wie
die anderen und nach einigen Stunden des Marsches durch dick und