Full text: Anekdoten und Charakterzüge aus dem Leben König Alberts von Sachsen.

dünn keineswegs elegant aussah. Er winkt dem Oberförster, und auf 
den Mann zeigend, sagt er: „Das ist doch kein Treiber, wer ist denn 
das?“ Der Oberförster bekennt natürlich sofort sein Verbrechen und 
nennt den Namen, der König aber sagt gemütlich: „Nun, da mag er 
doch mit zum Frühstück kommen,“ und unterhielt sich dann freundlich 
mit dem eingeschmuggelten Treiber! 
106. Gerechtigkeitsliehe des Königs. 
Es war Mitte der 80er Jahre, als der König in Wermsdorf 
eine Jagd abhielt, zu der er an eine Anzahl Kavaliere Einladungen 
hatte ergehen lassen. Als die Jagdbeute vom König besichtigt wurde, 
befanden sich unter derselben 3 Rehe. Da aber die Schonzeit für Rehe 
noch nicht zu Ende war, durften solche noch nicht geschossen werden, und 
es fragte nun der König die Umstehenden der Reihe nach, wer etwa 
ein Reh geschossen habe. Er erhielt von allen Seiten verneinende 
Antwort. Alle wollten nur Böcke geschossen haben. Da rief der König 
den in der Nähe stehenden Obergendarm zu sich und befahl ihm, zu 
dem Gemeindevorstand in Wermsdorf sich zu begeben und sich von dem- 
selben eine Strafverfügung wegen Schießens dreier Rehe ausfertigen zu 
lassen. Der Gemeindevorstand ging nur zitternd daran, seinen König- 
lichen Herrn zu bestrafen, er warf für jedes Reh eine Strafe von 
5 Mark aus. Als der König die Strafverfügung einsah, bemerkte er 
gegenüber der Jagdgesellschaft: „der Gemeindevorstand hat es gnädig 
gemacht,“ und wies den Leibjäger an, dem Obergendarm die 15 Mark, 
die dieser bereits verlegt hatte, wieder zu geben. Dann aber wandte 
sich der König nochmals an die Jagdgesellschaft und sagte: „Das nächste 
Mal, wenn wieder Rehe geschossen werden sollten, werden wir eine der- 
artige Strafe nicht wieder bezahlen, dann wird es anders gemacht, und 
ich werde die Schuldigen schon herauskriegen." 
  
107. Der neue Jagdhut. 
König Albert war auch hinsichtlich der Bekleidung äußerst 
einfach und anspruchslos. Namentlich liebte er, einem Jäger- 
aberglauben ein wenig huldigend, möglichst wenig Anderungen und 
Neuanschaffungen in seiner Jagdausrüstung, die ihm mit jedem 
Stück ans Herz gewachsen war. Sein Jagdhut z. B. war ein recht 
ehrwürdiges Exemplar, dem man eine sehr lange Dienstzeit nur zu
	        
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