Fünfzigjahrfeier des Sturms auf Düppel. 325
möglich war. Am 2. Dezember wurde das 50jährige Ne-
gierungsjubiläum des Kaisers Franz Joseph mit Tedeum und
einer Galatafel gefeiert. Bei letzterer brachte der König das
Hoch auf seinen kaiserlichen Vetter und Freund aus.
Zu Kaisers Geburtstag ist der König im Jahre 1899 zum
letzten Male gefahren. Er kam dorthin mit der Königin und
mir. Der Kaiser stellte mich à la suite des 2. Garde-Ulanen-
regiments. Am 1. April trat eine wichtige Veränderung in
der sächsischen Armee ein, die auch den König sehr beschäf-
tigte. Es wurde nämlich das XIX. Korps formiert, und an
dessen Spitze trat der General von Treitschke. Mein Vater
behielt noch auf ein Fahr das XllI. Korps.
Am 13. April waren fünfzig Jahre vergangen, seit König
Albert sich als junger Prinz beim Sturm auf Düppel so aus-
gezeichnet und dafür den Heinrichsorden bekommen hatte.
Dieser Tag wurde festlich begangen. Zu der großen Tafel im
Schloß waren die Nitter des Heinrichsordens, aber auch die
aktiven Inhaber der Heinrichsmedaille eingeladen. Unter den
letzteren befand sich der Stabstrompeter des 18. Ulanen-
regiments. Der König hielt eine NRede bei Tisch. Zu seinem
Geburtstag erschien wiederum der Kaiser. Die Parade, die
an dem Tage stattfand, ist die letzte gewesen, die der König
abgehalten hat. Soviel ich mich erinnere, ist er dann nicht
mehr zu Pferd gestiegen. Mir ist es immer schmerzlich ge-
wesen, daß er niemals dabei sein konnte, wenn ich einen
Truppenteil, sei es Eskadron, Kompagnie oder Bataillon vor-
stellte.
Von Alberts Frühjahrsaufenthalt in Sibyllenort ist nicht
viel zu berichten. An meinen Vater hat er zwei Briefe, aus
denen ich einiges anführen will, geschrieben. In dem ersten
schreibt er: „Deine Enkel haben sich hier, wie ich glaube, ganz
gut unterhalten. Namentlich der dritte hat die Freude aller
gemacht.“ In dem anderen berichtet er von einem Unfall der
Königin. Sie stolperte über einen Hund und verletzte sich am
Fuß. Dann sagt er noch: „Unsere Hochzeit verlief ganz