Full text: Bürgerkunde.

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316 Das Wirtschaftsleben 
pital. Selbst wo nämlich die Natur willig und ohne besondere 
Pflege ihre Früchte spendet, bedarf es doch zu deren Gewinnung min- 
destens des Einsammelns und Einbringens, also der Arbeit. Ferner 
sind schon auf der niedrigsten Wirtschaftsstufe Mittel erforderlich, um 
die Gütergewinnung zu ermöglichen oder zu erleichtern. Diese Mit- 
tel, wozu ebensowohl Pfeil und Bogen des Jägers, wie Nachen und 
Netz des Fischers, Hacke, Spaten und Pflug des Landwirts, wie die 
teuersten Maschinen des Fabrikanten gehören, bilden das Kapital. 
1. Die Natur. 
Unter der Natur als erstem Produktionsfaktor darf man nicht 
etwa nur die Erdoberfläche und was darauf wächst, sowie die unter- 
irdischen Schätze der Erde verstehen, sondern die ganze den Menschen 
umgebende Schöpfung, also auch die in ihr enthaltenen mecha- 
nischen, physikalischen und chemischen Kräfte, wie die Wind= und die 
Wasserkraft, die Wärme, die Elektrizität usw. 
Die wirtschaftlich benutzbaren Gaben der Natur sind über die 
verschiedenen Länder der Erde sehr ungleichmäßig verteilt; allein, 
einem Gesetz der Ausgleichung entsprechend, welchem wir auch sonst 
im Leben der Völker wie der einzelnen begegnen, haben sich nicht die 
von der Natur am verschwenderischsten bedachten Teile der Erde, son- 
dern die Länder der gemäßigten Zone, deren Bewohner um ihr Da- 
sein mit der Natur ringen und kämpfen müssen, zu einer höheren 
wirtschaftlichen und geistigen Kulturstufe emporgeschwungen; denn 
der von der Natur gebotene Ueberfluß, sowie der Einfluß des tropi- 
schen Klimas stumpft Körper und Geist ab und läßt die Tatkraft und 
Arbeitslust nicht zur Entwicklung kommen. 
Auf den ersten Wirtschaftsstufen überwiegt bei der Gütererzeu- 
gung die Natur. Je mehr Güter der Mensch ihr aber abgewinnen 
will, desto mehr Arbeit und Kapital muß er z. B. bei Bebauung einer 
gleich großen Strecke Landes aufwenden; er muß, wie man sagt, von 
der exten siven zur inten siven Wirtschaft übergehen. 
2. Die Arbeit. 
Man unterscheidet produktive und unproduktive 
Arbeit. Produktiv ist eine Arbeit dann, wenn sie unmittelbar 
oder mittelbar dazu beiträgt, die für den Menschen notwendigen oder 
nützlichen Güter zu vermehren; dazu aber gehört die geistige Arbeit 
nicht weniger, als die körperliche, wenn dies auch die heutige soziali- 
stische Theorie nur in beschränktem Umfang gelten läßt, indem sie, 
wie es scheint, durch ihre gegenüber der geistigen Arbeit an den Tag 
gelegte Mißachtung die ebenso unberechtigte Geringschätzung wett- 
machen will, welche in früheren Zeiten die höheren Klassen gegen-
	        
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