Full text: Bürgerkunde.

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322 Das Wirtschaftsleben 
sondere Bedeutung unter ihnen haben die Vorschuß= und Kre- 
di t. v ereine gewonnen, welche den Zweck verfolgen, den Geschäfts- 
betrieb ihrer Mitglieder durch Gewährung verzinslicher Darlehen zu 
unterstützen, ferner die Rohstoffgenossenschaften zum 
gemeinschaftlichen Einkauf von Rohstoffen, die Konsumvereine 
zum gemeinschaftlichen Ankauf von Lebensbedürfnissen im großen und 
Absatz im kleinen an die Mitglieder, die Werkgenossenschaf- 
ten zur gemeinschaftlichen Anschaffung und Benützung von Maschinen 
und die Magazingenossenschaften zum Wareneinkauf für 
gemeinsame Rechnung. Am wenigsten entwickelt haben sich die Ge- 
nossenschaften, welche nach dem Plane des Sozialisten Ferdinand 
Lassalle den Arbeitern ermöglichen sollten, die Produktion selbst in die 
Hand zu nehmen; es sind das die Produktivgenossenschaf- 
ten, deren Mitglieder ihre Geldmittel und Arbeitskräfte vereinigen, 
um Güter für gemeinsame Rechnung und Gefahr zu erzeugen und zu 
verkaufen. 
Die landwirtschaftlichen Genossenschaften ver- 
danken ihre Blüte hauptsächlich den Bemühungen des Bürgermeisters 
Raiffeisen in Heddesdorf bei Neuwied. Allgemein verbreitet sind 
hier neben den Kreditgenossenschaften (Darlehens- 
kassenvereinen) die Konsumgenossenschaften zur 
Beschaffung von Betriebsmitteln, wie Sämereien, Dung= und Futter- 
mitteln, Geräten, Brennmaterial usw., ferner die Molkereige- 
nossenschaften und sonstigen Genossenschaften zum gemeinschaft- 
lichen Verkauf und zur vorherigen Verarbeitung landwirtschaftlicher 
Erzeugnisse. Die Ausbreitung und Fortbildung dieses landwirt- 
schaftlichen Genossenschaftswesens ist für den Bauernstand fast eine 
Lebensfrage; denn es setzt ihn in den Stand, sich neben dem Groß- 
grundbesitz zu behaupten und die Hilfe von Zwischenhändlern und 
Wucherern entbehren zu können; auch veranlaßt es ihn zur Vornahme 
von Verbesserungen in seinen Betrieben (z. B. durch Verwendung 
künstlicher Dung= und Futtermittel), die sonst unterbleiben würden. 
Die nach Tausenden zählenden Genossenschaften Deutschlands 
haben sich zur Vertretung ihrer gemeinsamen Interessen zu mehre- 
ren Genossenschaftsverbänden vereinigt. Ferner haben 
die landwirtschaftlichen Genossenschaften genossenschaftliche 
Zentralkassen gebildet, welche hauptsächlich dazu dienen, die 
wechselnden Geldbedürfnisse der einzelnen Genossenschaften unter- 
einander auszugleichen.0 
½ In Bayern besteht der Landesverband bagyerischer 
Handwerkergenossenschaften. Als Mitglieder können ihm bei- 
treten alle Handwerkergenossenschaften, ferner alle gewerblichen Genossen- 
schaften, deren Mitglieder der Mehrzahl nach Handwerker sind. Er bezweckt
	        
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