Full text: Bürgerkunde.

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324 Das Wirtschaftsleben 
Der bei freier Konkurrenz an einem Orte für eine Ware sich all— 
gemein bildende Preis heißt ihr Marktpreis. Seine Höhe ist 
hauptsächlich abhängig von der Größe des Angebots 
und der Nachfrage. Wollen nämlich eine größere Anzahl von 
Verkäufern ihre Ware absetzen, ohne daß genügend Käufer dafür vor- 
handen sind, ist also das Angebot an Ware groß, so wird jeder Ver- 
käufer, um seine Ware an den Mann zu bringen, einen möglichst 
niedrigen Preis fordern. Umgekehrt wird bei großer Nachfrage, aber 
kleinem Angebot, d. h. wenn viele Kauflustige, aber wenig verkäuf- 
liche Waren vorhanden sind, der Preis der letzteren steigen, da die 
Käufer, um Waren zu erhalten, einander überbieten werden. Der 
Preis steigt daher, wenn die Nachfrage gegenüber dem Angebot über- 
wiegt, er sinkt, wenn der umgekehrte Fall eintritt. Auf die Dauer 
wird er sich jedoch annähernd auf der Höhe der notwendigen Produk- 
tionskosten halten; denn wenn er unter diese heruntersinkt, so 
wird die nicht mehr lohnende Produktion so lange eingestellt, bis das 
verminderte Angebot wieder ein Steigen des Preises zur Folge 
hat. Uebersteigt dagegen der Preis eine Zeitlang erheblich die 
Produktionskosten, so wird die lohnende Produktion so lange in 
größerem Umfange betrieben, bis das verstärkte Angebot wieder zu 
einem Sinken des Preises führt. So wirkt die freie Konkurrenz, einer 
der mächtigsten Faktoren im heutigen Wirtschaftsleben, auf eine 
Regulierung der Preisbildung ein, welche im allgemeinen die Inter- 
essen der Produzenten und Konsumenten ausgleicht. 
3. Die Natural-, die Geld= und die Kreditwirtschaft. 
a. Der Tauschverkehr macht mit der wirtschaftlichen Entwicklung 
der Völker verschiedene Entwicklungsstadien durch. Auf der Kind- 
heitsstufe eines Volkes tauscht jedermann die ihm entbehrlichen Waren 
unmittelbar aus gegen solche, deren er bedarf (sog. Natural- 
wirtschaft). Aber so einfach ein solcher Tauschverkehr aussieht, 
so vielen praktischen Schwierigkeiten begegnet er; denn der Tausch- 
lustige muß dabei jeweils eine Person suchen, welche gerade die ge- 
wünschte Ware besitzt und hergeben will, und welche ihrerseits die ihr 
angebotene Ware brauchen kann; ferner muß der Wert der zu ver- 
tauschenden Waren ungefähr gleich groß sein, was selbstverständlich 
häufig nicht der Fall ist. Brauchte z. B. zur Zeit der Naturalwirt- 
schaft ein Besitzer von Rindern für seine Wirtschaft Salz, so mußte 
er jemanden suchen, der nicht nur Salz auszutauschen bereit war, son- 
dern auch gerade ein Rind brauchen konnte. Aber wenn auch ein sol- 
cher Salzbesitzer gefunden war, so konnte er doch vielleicht nicht so 
viel Salz abgeben, als ein Rind wert war, oder der Viehbesitzer konnte 
vielleicht so viel Salz nicht brauchen, weil er fürchten mußte, daß es 
ihm bei langer Aufbewahrung verderben würde.
	        
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