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390 Das Wirtschaftsleben
Bei der Hausindustrie arbeiten die sog. Heimarbeiter im
wesentlichen auf dieselbe Weise wie die Handwerker, aber nicht auf
eigene Rechnung, sondern für einen Unternehmer (auch „Verleger“
genannt), der ihnen meist die Rohstoffe und Muster, häufig auch die
nötigen Maschinen und Werkzeuge liefert und die fertige Ware nach
dem Stück bezahlt. So wird die Uhrenfabrikation, die Strohflechterei
und die Weberei, in den Städten die Mäntel= und Kleiderfabrikation,
als Hausindustrie betrieben.
In den Fabriken dagegen vereinigt der Unternehmer eine
größere Anzahl von Arbeitern gegen Tag= oder gegen Stücklohn zu
gemeinsamer Tätigkeit, deren wirtschaftlicher Erfolg gegenüber der
gewöhnlichen Handarbeit in hohem Grad gesteigert wird durch An-
wendung von Maschinen, sowie durch die Arbeitsteilung.
Unter der letzteren versteht man bekanntlich die Zerlegung einer
Arbeit in eine Reihe einfacher Verrichtungen, deren jede einzelne von
einem anderen Arbeiter oder, soweit möglich, von Maschinen aus-
geführt wird. Die gewaltige Erhöhung der gesamten Arbeitsleistungs
durch eine solche Arbeitsteilung beruht darauf, daß jeder Arbeiter in
den ihm zugewiesenen Verrichtungen eine Fertigkeit erlangt, wie er
sie sonst niemals sich aneignen könnte; auch ist jeder Wechsel in der
Arbeit mit einem Zeitverlust verbunden, der hier wegfällt. Aller-
dings stehen diesen Vorteilen der Arbeitsteilung leider auch nicht zu
unterschätzende Nachteile gegenüber; sie bestehen hauptsächlich darin,
daß die einförmige Arbeit einzelne Organe des Körpers überan-
strengt, die anderen dagegen verkümmern läßt, daß sie ferner geistig
abstumpft und im Falle der Arbeitslosigkeit den Uebergang zu einer
anderen Tätigkeit erschwert.
III. Die allgemeinen Grundzüge der Gewerbegesetzgebung.
Nach der deutschen Gewerbeordnung steht der Betrieb eines belie-
bigen Gewerbes jedermann (Mann oder Frau) grundsätzlich frei. Nur
ist der Beginn des Gewerbebetriebs der Gemeinde= oder Polizei-
behörde (in Bayern der Gemeindebehörde) anzuzeigen.
* Als Beispiel für diese Wirkung der Arbeitsteilung führt schon Adam
Smith die Stecknadelfabrikation an. Ein einzelner Arbeiter könnte für sich
allein täglich kaum 20 Stecknadeln anfertigen. In den Fabriken ist nun
die Herstellung einer Stecknadel in 18 verschiedene Verrichtungen zerlegt;
dies hat zur Folge, daß zehn Arbeiter an einem Tage ungefähr 48 000
Nadeln anfertigen können. Durch die Arbeitsteilung in Verbindung mir
der Verwendung von Maschinen ist also in diesem Falle die Leistungsfähig-
keit des einzelnen Arbeiters durchschnittlich um das 240 fache gesteigert.
* Um Täuschungen des Publikums über die Person des wirklichen
Geschäftsinhabers zu berhüten, sind die Laden= und VWirtschaftsbesitzer ver-
pflichtet, an der Außenseite oder am Eingang ihres Geschäfts ihren Vor-