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402 Das Wirtschaftsleben
mit wissenschaftlicher Vorbildung ernannt, die entweder eine höhere
technische Lehranstalt absolviert haben und praktisch tätig waren oder
mehrere Jahre eine größere gewerbliche Anlage mit technischem Be-
triebe geleitet haben.
7. Das Arbeitermuseum.
Der Förderung des Arbeiterschutzes dient auch das K. Bayerische
Arbeitermuseum zu München. Es hat vor allem die Be-
strebungen auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes zu fördern, empfeh-
lenswerte Neuerungen in bezug auf Unfallverhütung, Gewerbe-
hygiene, Wohnungs= und Nahrungswesen zur Anschauung zu bringen,
neue Schutzvorrichtungen zu prüfen und ähnliches. Die nächste
Leitung hat einer der Gewerbeaufsichtsbeamten zu München. Die
oberste Aufsicht obliegt dem Ministerium des K. Hauses und des
Aeußern.
8. Kapitel.
Der Handel und der Verkbr. Das staatliche
Sauwesen.
A. Der Handel.
1. Unter dem Handel versteht man bekanntlich die gewerbs-
mäßige Tätigkeit, welche Gewinn erzielen will durch Einkauf und
Wiederveräußerung von Gütern. Der Kaufmann nimmt dem Pro-
duzenten die Arbeit und das Risiko ab, sich selbst einen Konsumenten
zu suchen, und anderseits erleichtert er dem Konsumenten die Deckung
seines Bedarfs; so bildet er den vielfach unentbehrlichen Vermittler
zwischen beiden. Der Handel sucht die Ware da auf, wo sie in ver-
hältnismäßigem Ueberflusse vorhanden und daher billig ist, und ver-
bringt sie dahin, wo sie dringender begehrt und daher teuerer bezahlt
wird; er führt hierdurch eine zweckmäßige örtliche und zeitliche Ver-
teilung der Waren und zugleich eine teilweise Ausgleichung der ört-
lichen Preisverschiedenheiten herbei. Endlich wird er auch nicht mit
Unrecht ein Vorkämpfer der Kultur genannt, da vorwiegend er es ist,
der, wenn auch zunächst nur materiellen Interessen nachgehend, die
Verbindungen der Völker anknüpft und unterhält. Anderseits kommt
es allerdings auch nicht selten vor, daß der Handel in schädliche Spe-
kulationen ausartet und sich dadurch in Widerspruch setzt mit den
allgemeinen volkswirtschaftlichen Interessen.“
1 Eine bei der heutigen industriellen Massenproduktion kaum zu ver—
meidende Heimsuchung des Handels bilden die zeitweise auftretenden
sog. Handelskrisen. Zumeist durch eine zu große Produktion von
Waren (Ueberproduktion) oder auch durch zu geringen Verbrauch derselben