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abiubrechen. Shen deßhalb nisten Krätze, Sypbilis 2c. sich überall da am meisen ein, wo jebe Be-
au chucg acte Absonderung in Bezug 2 fle unterbleibt, eben deßhalb fallen den Menschenblat-
tern, der Cholera 2c. Überall da die meisten Opfer, wo man fle frel und ungehindert gewaͤhren laͤßt,
eben deßhalb wüthen überhaupt ansteckende Seuchen am meisten in bändern, wo sanitäts-polizeiliche
Vorkehrungen am wenigsten gekannt fiünd oder beacheet werden, wie z. B. im Oriente, wo erst in der
meursten Zeit auch in dieser Hinsicht manche Vorurtheile zu schwinden beginnen und die mit schweren
Opfern anderweitig gewonnenen Relultate der Erfahrung Eingang iu finden scheinen.
So unbezweifelt es nun aber auch ist, daß alle vorerwähnte Verhältnisse, und der Dinzutrite
oder Mangel des einen oder des anderen derselben, auf den Grad der Ausbreikung eines kontagiösen
Uebels von dem entschiedensten Einflusse sind, und baß vollenbs da, wo viele jener begönstigenden
Umstände im Vereine zusammen wirken, das epidemische Umsichgreisen der Krankheit nicht leicht aus-
bleiben wird; so find eben damit boch noch keinesweges alle Bedingungen eines solchen uUmsichgrei-
sens erschöpfe. Daß es deren vielmehr noch andere geben müsse, darauf weise schon allein der Um-
Kand hin, daß man dasselbe Uebel in berselben Jahreszeit, an demselben Orte, unter derselben Ein-
wohnerklasse, also bei einer zu präsumirenden Gleichheit im Wesenrlichen der Lebensweise, endlich auch
bel dem nämlichen Maaße von Vorkehrungen, in dem einen Jahr sich epidemisch ausbreiten, in dem
eanderen aber sich auf sporabische Fälle beschränken sieht. Der Schlüssel hierzu liegt darin: daß das
Walten ansteckender Krankheicen, die Contagionen, wenn auch nicht insgesammt und beständig, dboch größ-
tentheils und ofe, und bald mehr, bald weniger auch dem Einflusse dersenigen Gesammtheit von ur-
fächlichen Momenten, welche zur Bildung von Epidemien überhaupt (auch nicht ansteckenden) beitra-
gen, oder (nach dem technischen Ausdrucke) dem Einflusse der sogenannten epidemischen Conslitution“
uncerliegen. — Wie es von eigenthümlichen uns ihrem Wesen nach größtentheils unbekannten Beschaf-
fenheiten der Atmosphäre, des Erdbodens u. s. w. abhängt, daß z. B. Wechselfieber viele Jahre lang
eine Gegend entweder ganz und gar verschonen oder doch höchstens sporadisch erscheinen, dann aber
mit einem Male und ohne Rücksicht auf die Jahreszeit wiederholt in bedeurenden Epidemien herein-
brechen, ja nun, bei dem verschiedensten Stande des Thermo-, Baro= und Hygrometers und bei wech-
feluden Winden, mit geringen Unterbrechungen Jahre lang sich bort behaupten: so üben die nämli-
chen, durch meteorologische Forschungen und Werkzeuge keinesweges genügend zu ermiktelnden Ver-
bältnisse der Atmosphre, des Bodens re. nächstdem aber auch wohl die Epidemien überhaupt so
wirksamen allgemeinen physischen und psychischen Stimmungen der Individuen u. s. w. auch auf kon-
taglse Krankheiten einen größeren oder geringeren Einfluß aus. Wenn sie nämlich dieselben auch
keinesweges bervorbringen oder ihr Wesen umändern können, so vermögen sie doch allerdings,
ihre Verbreicung zu befördern oder zu hemmen und zu unterbrechen, sa, wie hier nur beilähufig d#
merkt wird, selbst ihre Symptome einigermaaßen zu modifiziren. Bei einzelnen kontagiösen Krankhei-
ten, wie z. B. der Krätze, der Syphilis 2c. ist dies weniger der Fall, und wenn gleich der klimatllsche
Einfluß sich auch bei den Erscheinungen der letzteren keinesweges ganz zu verleugnen scheint, so hat
er doch wenigstens auf sie, als Contagion, keinen Einfluß. Wohl aber hängt es bei an deren an-
Keckenden Uebeln, z. B. den Blartern, Sen Masern, dem Scharlach, der kontagiösen Augenentzündung,
dem Typhus 2c. gar sehr von senen sogenannten epidemischen Einflüssen ab, ob sie herrschend werden
(grasstren) oder blos sporadisch vorkommen sollen. Ja selbst die Pest zeigt sich, in Folge solcher Ein-
slüsse, zuweilen nur einzeln und gewinnk, obgleich wenig beachtet, keinen rechten Forhgang an den
nämlichen Orten, wo sie unter anderen der epidemischen Verbreitung wenlger widerstrebenden, allge-
meinen Bedingungen fürchterlich wüthet und um sich greift.
So wird dann aus allem Obigen die große Verschiedenhelt in dem Grade der Ausbreicung
einer und derselben ansteckenden Krankheit an verschiedenen Orten, und an dem nämlichen Orte zu
verschiedenen Zeiten, begreiflich. So aber wird endlich, wie das Enrstehen, so auch das Erlöschen
ansteckender Epidemien an einem Orte erklärlich. Es zessirt eine ansteckende Krankheit, entweder ganz
oder wenigstens als Epidemie, in einem gewissen Raume, weil die Urfachen zessiren, wodurch fie erregt
oder ihre Verbreitung begünstigt wurde. So kaun namentlich emweder der Giftquell durch die Hei-
hung oder den Tod des letzten Kranken und die Desinfektion aller Giftträger vollkommen getilgt, oder
e kann, bei noch vorhandenem Contagium, doch die Verbreitung defselben durch strenge Absonderung
gehemmt, oder die Disposition dafür durch ein Gegengift, wie 9 B. bei den Pocken durch die Schuft
blateern. Impfung, vernichtet, oder es kann die Ansseckungsfähigkeit dadurch vermindert seyn, daß die
Einwohner während der Epidemie nach und nach theils die Krankheic überstanden, theils sich an die
schädliche Influenz, J. B. altere Spitalärzte an das Typhus-Contsgium, wie die Bewohner eines
Or##e an ein ungesundes Klima, gewöhnt haben, oder endlich: es ist ein anderes atmosphärisches