Full text: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten. 1835. (26)

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Schifffahrt, mit einem Worte: durch den Menschenverkehr ihr bezeichnet wurben. So ist sie denn 
am Ende des kritten Jahrzehends dieses Jahrhunderts auch nach Rußland und von hier aus, eurch 
außergewöhnliche Zeitereignisse, namentlich den Russisch-Polnischen Krieg begünstigt, nicht nur nach Polen, 
sondern auch nach den Nachbarstaaten Preußen, Oeslerreich u. s. w. gelangt, woselbst sic bei ihrer Wei- 
shrbreung gleichfalls immer der Nichtung der schiffbaren Ströme, Heer= und Handelsstraßen 
efolgt ist. 
8 Diese Art der Cholera ist ansteckend und wird, ihrer oben geschilderten Form stets getreu, unter 
den verschiedenartigsten Verhältnissen der Klimate, Jahreszeiten, Witterung, Windftriche, Territorien 
u. f. w. durch Ansteckung weiter verbreitet, wie die über ihre Fortpflanzung im Ganzen unt Einzelnen 
und die diese Fortpflanzung begünfiügenden und hemmenden Verhältnisse in Asien und Europa gemach- 
ten Erfahrungen genugsam dargethan haben. 
Alles über die Contagien, deren Träger und die Bedingungen der Infektion im Allgemeinen 
Gesagte findet daher auch auf das Cholerakontagium seine Anwendung, über dessen Eigenschaften 
die Erfahrung uns noch Folgendes gelehrt hat. 
1. Dasselbe ist flüchtiger Natur,, dabei aber — wie es scheint — leicht zersiörbar. , 
2.EshaftctnichtaneinzelnenStellenbeskkankcnKörpcks,scheintvielmchrbensclbcnganz 
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mit, kann aber auch an gesunden Menschen und einigen derjenigen leblosen Dinge, welche mit Cho- 
lerakranken in sehr inniger Berübrung gestanden haben, wie z. B. Betten, Kleidungsstuͤcken u. s. w., 
eind Jeitlang haften und durch sie weiter verbreitet werden. Auch die Auswurfsstoffe von Cholera= 
kranken, so wie deren Leichen können Träger des Conkagü seyn. 
3. Dasselbe scheint sich in jedem Zeitpunkte des Verlaufs der Krankheit entwickeln zu können, 
und auch noch an Rekonvaleszenten zu haften. 
4. Die Empfänglichkeic dafür ist zwar an kein besonderes Alter, kein Geschlecht und keine 
einzelne Körperkonstitution gebunden, doch ist- sie, in unserem Welrtheile wenigsteus, im Ganzen bei 
weitem weniger, als die Rezeptivität für die meisten anderen Contagien verbreitet.- 
5. Die näheren Verhältnisse dieser Rezeptivikät sind unbekannt; gewiß aber ist es, daß sie 
burch die §. 7. erwähnten zufälligen äußern Einflüsse und vorzuglich Vernachlässigungen in der Diät 
entschieden gesteigert und durch Vermeidung derselben vermindert wird. 
Der Zeitraum von der Aufnahme des Conlagiums bis zum Ausbruche der Krankheit 
scheint kurz, höchstens auf einige Tage beschränkt zu seyn, der Ausbruch aber auch schon einige Stun- 
ken nach der Inseclion erfolgen zu können. 
7. Durch ein einmaliges Beskehen der Krankheit scheint die Dioposition für dab Choleragift 
nicht getilgt zu werden. 
S. 27. So hbchst lebensgefährlich nun auch einerseits die Cholera ist, und so wenig, krotz 
aller Bestrebungen und Versuche, das Mittel bis jetzt gefunden ist, was dem krankheiterzeugenden 
Gifte spezifisch entgegen zu wirken, es zu tilgen oder seine Wirkungen sicher zu hemmen im Stande 
wäre: so leicht ist es, bei den §. 26. sub 4. und 5. erwähnten Verhältnissen, andererseits, sich durch 
ein angemessenes Verhalten gegen die Einwirkung desselben und somit vor der Krankheit selbst zu 
schützen. Solches läßt sich indessen durch keinerlei Pulver, Tropfen, Pflaster, Streukügelchen, Räu- 
cherungen, Amulete und dergleichen, vielmehr einzig und allein durch Anwendung der §5. 12 —22. 
angeführten allgemeinen Schutzmaaßregeln erzielen. Namentlich kann die gewissenhafte Befolgung 
sämmtlicher S§. 14 — 18. gegebenen diätetischen Lebensregeln zu diesem Behufe nicht dringend genug 
empfohlen werden. 
Zur Ergänzung des dort, namentlich C. 17. über die zu meikende Kost, Gesagten wird hier 
nur noch bemerkt, daß in Bezug auf die Empfänglichkeit für die Cholera, außer dem schon &. 14. 
erwähnten Uebermaaße im Genusse, besonders der Spirituosa, folgende Speisen und Getränke eine 
nachtheilige Wirkung vorzugsweise dargethan haben: 
alles kältende Obst, besonders rohes und unreifes (Melonen, Pflaumen u. s. w.), ferner Pilze, 
Morcheln und Trüffeln, viel blähendes Gemüse, besonders Kohlarten, Sauerktauc, Kohlrüben, rothe 
Rüben, Rettig, Salate aller Art) rohe Gurken; 
fette Mehlspeisen, Pasteten, settes Backwerk, zähe Klöße, warmes frisch gebackenes Brob 
und dergleichen; » 
sehr fettes, harles und zähes oder eingepökelkes Fleisch, fette Wurst, Speck, sette Saucen; 
besgleichen fette und schwer verdauliche Fische, wic Aale, bachse, vorzüglich wenn sie geräuchert sind, 
Neunaugen, Bücklinge; — Kroebse; alter scharfer und fetter Käse, auch weißer Milchkäse; — hart 
gekochte Eier und damit bereitete Speisenz “ unter
	        
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