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emindert wirb, das geeigneteste Mittel. Namentlich aber find die, das Erkranken an ber Ruhr ins-
kesondere begünstigenden, §. 36. erwähnten, nachtheiligen Einflüsse und hinsichtlich der Kost vorzuge-
weise alle dirsenigen Speisen und Getränke zu meiden, welche §. 27., als in Bezug auf die Cholera
schädlich, genamt worden sind. Besonders werden zu Zeiten und unter Umständen der vorerwähnten
Art die, zu besonderen Zwecken etwa in Lagern rc. zusammengezogenen Truppentheile die in obiger
Beziehung, namentlich hinsichtlich der Verpflegung, Bekleidung, Lebenswelse u. s. w. von den Befehle-
habern zu erlassenden Anordnungen gewissenhaft zu befolgen haben.
39. Um aber bei wirklich eingetretenen Erkrankungen an der Ruhr, wenigstens die Erzeu-
ung elnes bösartigen, typhösen und kontagiösen Charakters derselben zu verhüten, #, den im
31. in Betreff der Verhütung des Typhus gegebenen Nathschlägen gemäß, auf Vermeidung jeder
Ueberfüllung des Raums, worin Ruhrkranke liegen, die Erhaltung einer reinen uft in demselben durch
fleiziges Lüften (wobei aber die Kranken selbst durch sorgsältige Bedeckung vor Erkältungen zu schü-
len sind) und Enrfernung alles dessen, was die kuft verunreinigen könnte, namentlich der Ausleerun-
en der Kranken, so wie die Beobachtung der größten Reinlichkeit überhaupt, in Bezug auf Lagerstelle,
1 und Bertwäsche 2rc. zu achten. — Vesonders werden diese Maaßregeln in kokalien, wo viele
Ruhrkranke zusammen liegen, wohl zu berücksichtigen, denjenigen Familien aber, welchen die zur Wahr-
nehmung derselben erforderlichen Mittel abgehen, wird in solchen Fällen die Uncerbringung der Erkrau-
kenden in ein wohleingerichtetes bazareth, wenn ein solches am Orre besteht, dringend zu empfeb-
len seyn. .
so ..JstiudcsscnwegenuebmnachtungünstigerVekhältniJebieEatwickecungdes.39.
erwaͤhnten Charakters der Ruhr trotz dem eingetreten, so gilt, hinsichtlich der dagegen zu ergreifenden
Schutzmaaßregeln das §K. 33. in gleicher Beziehung vom Typhus Gesagte, wobei namentlich auch
die 9. 37. erwähnten Träger des Ruhr-Kontagü nicht außer Acht zu lassen sind.
AI.. It endlich, aller jener Vorkehrungen ungeachtet, Jemand von der Ruhr befallen wor-
den, oder lassen wenigstens die §. 35. als Vorboten der Krankheit genannten Symptome, zumal zu
Zeiten einer grassirenden Ruhr, solches vermutchen, so sehe er sich, ungeachtet bas Uebel bei einem
weckmäßigen Verhalten nicht selten durch die Naturhülfe beseitigt wird, um jebes bedenkliche Vor-
schreiten desselben nach Möglichkeit zu verhüten, sofort nach ärztlichem Beistande um. Bis zum Eln-
treffen desselben aber werden folgende Verhaltungsregeln und erste Hülfsleistungen ge-
ratben seyn. ,
h st. Der Erkrankte begebe sich ungesaͤumt in ein, mittelst Waͤrmflaschen oder warmer Stelne
zuvor erwaͤrmtes Bett; die Temparatur des Zimmers sey gleichfalls warm, nicht heiß. Im Bette
bedecke er den Unterleib mit erhitzten und in ein Tuch geschlagenen irdenen Deckeln oder mie Säck-
chen, die mit warmer Kleie, Asche oder eewürmtem Hafer, Sande 2c. gefüllt sind, oder binde leichke
Kissen vor Brust und Leib und lege ein wollenes Nacht-Kamisol an. Auch können Behufs der Er-
wärmung des Leibes Ueberschläge von warmem Hafergrütz-Brei oder Bähungen von Kamillenabko-
chung mittelst Flanell und Frics gemacht werden, wobei jedoch die in eine solche Abkochung ge-
tauchten wollenen Larpen zuvor stark auszuwinden sind. — Die Hautthätigkeit noch gewisser zu
befördern, trinke der Kranke ab und zu eine Tasse Flieder= oder Kamillen-Thec.
2. Außerdem bediene er sich hauptsächlich nur schleimiger Getränke und Nahrungemittel.
Am passendsten in dieser Beziehung sind: Hafergerstenschleim, eine Abkochung von Eibisch= (Althäa)
Wurzel, Graupen= oder Reiswasser, bei großem Durst auch abgekochtes Brodwasser von stark gers-
stetem Brodte bercitet, eine schwache Brühe von Tauben-, Hühner-, Kalb= oder Hammelfleisch, mit
wenig Butter, und wenig oder gar keinem Salze, wohl aber mit Reic, Gries, Graupen, Hirse,
Bichweizengrütze oder dergl. durchkocht. -,
3. Der Kranke verrichte seine Nokhburst wo möglich im Berte, in ein besonderes zuvor er-
wärmtes Geschirr (Sceckbecken); muß er es außer dem Bette thun, so bekleièe er sich zuvor mit
wollenen Strümpfen und nehme einen Mantel um, bleibe möglichst in der Nähe des Bertes, lasse al-
lenfalls zuvor warmes Wasser in das Geschirr gießen und setze die Füße wo möglich auf eine Wärm-
flasche oder einen warmen Stein,
Mit Vortheil können Klystiere, — wenn die große Empfindlichkeit des Mastbarms sse
nicht ctwa verdicten sollte — und zwar von Kamillenabkochung mit Haferschleim, Stärkemehl,
Tischlerleim, oder beinsaamcnabkochung gebraucht werden. Die Quantität eines solchen Klystiers be-
trage jedoch jedesmal höchstens den Inhalt eines gewöhnlichen Tassenkopfs; auch sey man böchst be-
hutsam beim Einspritzen selbst, und bediene sich nie einer Klystierröhre, welche bei anderen Ruhrkran-
ken schon gebraucht worden ist, ohue dieselbe grümdlich gereinigt zu haben.
Warme