net, daß Aberhaupt der zwoͤlfte, Thell aller Verstorbenen ein Opfer derselben wurde, in Deutschland
allein rafften sie im Durchschnitte alljaͤhrlich 70,000, in ganz Europa 400,000 Menschen hinweg,
welches in bem Zeitraume von 100 Jähren bloß in unserem Welttheile die enorme Zahl von 40 Mil-
lionen Menschen betraͤgt. Wie groß nun naͤchstbem die Zahl jener Ungluͤcklichen war, die zwar mit
dem Leben davon kamen, aber einen durch Narben entstellten, mit Haut--, Druͤsen-, Knochen- und
Gelenkn o07 tiefen Brust= und Nervenleiden u. s. w. behafteten Körper oder eine Beeinträchtigung,
wo nicht den gämlichen Velust eines der edelsten Sinne, des Gesichts, oder Gehörs als Folge der
bösen Krankheit davon trugen, ist zwar nicht leicht zu ermitteln) doch jedenfalls diese Zahl nicht als
gering anzunehmen. "
Fruchtlos blieben gar lange die angestrengeesten Bemühungen der Aerzee: Schutz= und Vor-
beugungsmittel gegen die verwüstende Seuche ausfindig zu machen; die ganze Frucht ihres Bestre-
bens war: die Einführung der absichrlichen Einimpfung oder Inokulation der natürlichen
Blattern, wodurch zwar die Heftigkeit der Krankheit gemildere, die Gefahr aber keinesweges besei-
tigt wurde. Denn auchbel ker sorgsamsten Behandlung wurden die mie natürlichen Blaktern Geimpf-
ten oft sehr krank, die Pocken selbst leicht böartig, ja die Gefahr stieg so hoch, daß im Durchschnitte
von 100 allerwenigstens Einer starb, und auch die üblen Nachfrankheiten der von selbst aus-
brechenden Pocken konnten leider nicht immer vermiedben werden. Endlich blieben diese inokulirken
Blattern immer auf gleiche Weise ansteckend, wie sene, verbreiteten daher die Gefahr und vermehrten
das Uebel, statt es zu mindern (ein Grund, weshalb diese lnoculalion jetzt längst gesetzlich verbote#n
ist), und der Tod eines solchen Kranken beängstigte noch überdies das Gewissen des Arzees und der
Angehörigen durch den Vorwurf: daß der Verstorbene, wäre er nicht inokulirt worden, vielleicht am
beben geblieben su wuͤrde.
. 44. So stand die Sache, als Beobachtung und Nachkenken zu einer der wohlthätigsten
Enkdeckungen führte. In England nämlich, so wie in cinigen Gegenden Deutschlands hatte man seit
längerer Zeit zuweilen unter den Kühen, namentlich solchen, die kurz zuvor gekalbt hatten, eine
Krankhrik bemerkt, die sich an den Eutern in der Gestalt von Blattern (Pusteln) — sogenanmen
Kuhpocken — zeigten. Die Erscheinungen und der Verlauf dieser ächten Kuhpocken verhalten sich
folgendermaaßen:
Nachdem 3—4 Tage Spuren eines allgemeinen Unwohlseyns vorangegangen sind, weiches
sich durch Abneigung der Thiere gegen das Futter, Wiederkäuen bei leerem Maule, sparsame Abson-
derung einer dünneren Milch) Trübseyn der Augen u. s. w. zu erkennen gegeben hat, entstehen an
den Eutern, am höäufigsten in der Gegend der Zizzen) runde, glatte, nur in der Mitte ekwas ver-
tieftc, und sich mit einem schwachen rothen, allmählig zunehmenden Umkreise oder Hofe umgebende,
etwa erbsengroße Pusteln, die am Aten oder 506en Tage ihres Bestehens ihre Vollkommenheit erreichen,
don wo an sich das, bis dahin immer stärker gewordene Uebelbefinden zu verringern anufängt und
bald gänzlich verschwindet. Die vollkommen ausgebildete Pustel ist glänzend blei= oder silberfarben,
mit starker peripherischer, bald ins bivide fallender Röthe umgeben, in der Mitte ekwas vertieft und
mit einer dünnen hellen, zuweilen etwas milchigen Lymphe gefüllt. Die dabei sich hart anfühlenden
Euter sind beim Drucke schmerzhaft. Die Lymphe in den Pusteln verdickt und trübt sich nach und
nach, und gegen den Il#ten oder 12ten Tag beginnt die Abtrocknung, wobei sich allmäahlig die Pusteln
mit ziepen dicken, dunkelbraunen Krusten bedecken, die nach ungefähr 12 Tagen abfallen und Narben
binterlassen.
Nicht selten kommen bei den Kühen auch sogenannte falsche Kuhpocken vor. Diese zeigen
sich an den Eutern und Zitzen als kleine, weiße, kegelförmig zugespitzte, schon nach 3 Tagen voll-
kommen ausgebildete Bläschen, ohne Vertiefung in der Mitte, mit geringer peripherischer Röthe und
nur auf ihrer Spitze einen braunen Schorf ansetzend. Ihr Hervorbrechen und Verlauf ist uuregel-
mäßig, das begleitende Allgemeinleiden und der Schmerz geringer.
Diese Kuhpockenkrankheit wird durch Berührung beim Melken von einem Thiere zum anderen
überkragen. Wenn aber die Leute, welche das Melken solcher pockenkranken Kühe verrichten, irgend
eine wunde Stelle an den Händen haben, so werden sie selbst von kieser Krankheit angesteckt: es
zeigen sich nämlich an den Spitzen der Finger und an den Geleuken entzündete Stellen, auf welchen
sich blduliche Blattern bilden, die mit einer Rosenröthe umgeben sind; dazu gesellt sich in den ersten
Tagen Schauer und Hitze, Fieber und Anschwellung der Achseldrüsen. Die Leute bekommen aber
ees- Krankheit nur einmal und die Erfahrung hat gelehrt, daß, wer diese Kuhpocken überstand, don
den Menschenblattern nicht befallen wurde.
Schon seit vielen Jahren hatte man in England und auch in Hollstein diese den uhpocken
aber