Full text: Gesetzsammlung für das Fürstenthum Reuß Älterer Linie. 1905. (54)

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Anlage. 
Blei-Merkblatt. 
Wie schützen sich Maler, Anstreicher, Tüncher, Weißbinder, 
Lackierer und sonst mit 
Anstreicherarbeiten beschäftigte Personen vor Bleivergiftung? 
Alle Bleifarben (Bleiweiß, Bleichromat, Massikot, Glätte, Mennige, Blei- 
superoxyd, ntstousches Bleiweisß, Casseler Gelb, Englisches Gelb, Ncapelgelb, 
Jodblei u. a.) sind G 
Maler, Wnprilte3Q Tüncher, Weißbinder, Lackierer und sonst mit Anstreicher= 
arbeiten beschäftigte Personen, die mit Bleifarben in Berührung kommen, sind der 
Gefahr der Bleivergiftung ausgesetzt. 
Die leivergistung kommt gewöhnlich dadurch zustande, das Bleifarben, 
wenn auch nur in geringer Menge, durch Vermittlung der beschmutßten Hände, 
Barthaare und Kleider beim Essen, Trinken oder beim Nauchen, Schnupfen und 
Kauen von Tabak in den Mund ausgenommen oder während der Arbeit als Staub 
eingeatet werden. 
Folgen dieser BMleianfnahme machen sich nicht alsbald bemerkbar; sie 
treten vielnelx erst nach Wochen, Monaten oder selbst Jahren auf, nachdem die in 
den Körper gelangten Bleimengen sich so weit angesammelt haben, daß sie Ver- 
giftungserscheinungen hervorzubringen imstande sind. 
Worin äußert sich die Vleivergiftung? 
Die ersten Zeichen der Bleivergiftung pflegen in einem blangrauen Saume 
am Zahnufleische, Bleisaum genannt, und in einer durch Vlässe des Gesichts und 
der Lippen sich kundgebenden Blutarmut zu bestehen. Die weiteren Krankheitser- 
scheinungen sind sehr mannigfaltig. Am häufigsten tritt die Bleikolik auf: Der 
Kranke empfindet heftige, krampfartige, von der Nabelgegend ausgehende Leibschmerzen 
(Kolikschmerzen); der Leib ist eingezogen und hart; dabei bestehen häufig Erbrechen 
und Stuhlverstopfung, selten Durchfall. In anderen Krankheitsfällen zeigen sich 
Lähmungen; sie betreffen gewöhnlich diejenigen Muskeln, durch welche das Strecken 
der Finger besorgt wird, und treten meistens an beiden Armen auf; ausnahms- 
weise werden auch andere Muskeln an den Armen oder Muskeln an den Beinen 
oder am Kehlkopfe befallen. Mitunter äußert sich die Bleivergiftung in heitigen 
Gelenkschmerzen; von ihnen werden meist die Kniegelenke, seltener Gelenke an den 
oberen Gliedmaßen ergriffen. In besonders schweren Fällen treten Erscheinungen 
einer Erkrankung des Gchirus auf (heftige Kopfschmerzen, allgemeine Krämpfe, tiefe 
Bewußtlosigkeit oder große Unruhe, Erblindung). Eundlich steht die Bleivergistung
	        
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