Full text: Gesetzsammlung für das Fürstenthum Reuss Jüngerer Linie. Achtundwanzigster Band. 1912. (28)

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Bei Verdacht der Eutertuberkulose wird eine Milchprobe in der Menge 
von etwa 100 cem entnommen, nachdem das Euter mit warmem Wasser und Seife 
abgewaschen und hierauf mit 50 prozentigem Spiritus abgerieben und mit steriler 
Watte oder einem frisch gewaschenen Tuche abgetrocknet worden ist. Die erste Milch 
aus den Strichen der erkrankten Viertel wird beseitigt und erst die weitere in die 
Probeflasche gemolken. Läßt sich aus den verdächtigen Vierteln eine hinreichende 
Menge Milch nicht ermelken, so ist Milch aus den unverdächtigen Vierteln hinzu- 
zumelken. Beim Versand der Milch an eine Untersuchungsstelle ist den 100 cem 
Milch O, g Borsäure oder ein anderes von der Landesregierung zugelassenes Mittel 
zur Verhütung der Zersetzung zuzusügen. 
Bei Verdacht der Gebärmuttertuberkulose ist Ausflußmaterial aus 
der Scheide mit einem Scheidenlöffel zu entnehmen, nachdem die Schamgegend mit 
warmem Wasser und Seife abgewaschen, mit 50 prozentigem Spiritus nachgerieben 
und mit steriler Watte oder einem frischgewaschenen Tuche abgetrocknet worden ist. 
Gelingt es nicht gleich, mit dem Löffel Material zu erhalten, so ist der Versuch 
mehrmals zu wiederholen. Es kann auch durch wiederholtes Zusammendrücken der 
Gebärmutter mit der in den Mastdarm eingeführten Hand die Entleerung etwaigen 
ungewöhnlichen Inhalts herbeigeführt und dadurch die Entnahme von Untersuchungs- 
material aus der Scheide erleichtert werden. 
Bei Verdacht der Darmtuberkulose ist eine Kotprobe aus dem Mast- 
darm zu entnehmen. 
2. Ausführung der bakteriologischen Untersuchung. 
Die bakteriologische Untersuchung von Ausscheidungen tuberkuloseverdächtiger 
NRinder geschieht durch mikroskopische Prüfung gefärbter Ausstrichpräparate und durch 
Verimpfung von Material an Versuchstiere. 
a. Mikroskopische Prüfung. 
Zur milkroskopischen Prüfung auf Tuberkelbazillen eignen sich Ausschei- 
dungen muberkuloseverdächtiger Tiere aus den Lungen und der Gebärmutter 
sowie Milch, nicht dagegen Kot, weil in diesem Bazillen vorkommen können, die 
hinsichtlich ihrer Größe und Form sowie ihres Verhaltens gegenüber Farbstoffen und 
Entfärbungsmitteln (Säuren) mit den Tuberkelbazillen so große Uebereinstimmung 
zeigen, daß sie im gefärbten Präparate von ihnen nicht unterschieden werden können. 
Mit diesen tuberkelbazillenähnlichen säurefesten Stäbchen ist auch bei der mikrofko- 
pischen Untersuchung von Lungenauswurf, Gebärmutterausflußmaterial und Milch 
tuberkuloseverdächtiger Tiere zu rechnen, in letzterer dann, wenn sie nicht unter den 
ersorderichen Vorsichtsmaßregeln (vgl. III Nr. 1) entnommen worden ist. 
Vor Aufertigung der Ausstrichpräparate für die mikroskopische Umersuchung 
ist eine Vorprüfung oder Vorbereilung des Materials notwendi 
Lungenauswurf und Ausflußmaterial aus der Gelär#ennler werden 
in eine sterilisierte, auf einer schwarzen Unterlage ruhende Glasschale gebracht und 
nach Eiterflöckchen durchsucht. Wenn solche vorhanden sind, werden aus ihnen, sonst
	        
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