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richtiges Verständnis besitzt? Wenn heute Millionen deutscher Soldaten
im Felde stehen, so kämpfen sie für die Sache des künftigen Friedens, der
Zukunft und der Freiheit der Völker. Wofür kämpft Frankreich) Für
die Stillung seines Rachedurstes, dessen Befriedigung nur möglich wäre,
wenn das deutsche Schwert am Boden läge, wovor uns Gott in Gnaden
bewahren wird. Wofür Rußland? Für die panfslawistischen Ziele, für
eine russische Weltherrschaft, die ein Greuel sein würde, wenn sie nicht
eine Utopie wäre. Die Geschichte wird sagen, daß der tapfere General
v. Hindenburg, als er die Russen bei Tannenberg aufs Haupt schlug, sich
ein ebenso großes Verdienst um die europäische Zioilisation erwarb, wie
in alten Tagen Herzog Heinrich von Liegnitz, als er sich den Mongolen-
horden entgegenstellte.
Und England? Der bisherige Minister John Burns, der lieber
zurücktrat, als daß er die Greysche Politik mitmachte, hat es offen aus-
gesprochen. Aus brutalem Konkurrenzneid ist es uns in den Rücken ge-
fallen. Es hat uns das irregeführte und töricht geleitete Belgien zu
dessen eigenem Unglück entgegengeworfen, hat uns Japan auf den Hals
gehetzt, das seinem deutschen Lehrmeister so viel verdankt, und diesen Dank
jetzt dadurch abstattet, daß es unser aufblühendes Tsingtau, wo deutscher
Fleiß und deutsche Organisation schöne Früchte gezeitigt hatten, heimtückisch
überfällt. Das war ein Hochverrat an der weißen Rasse. Es wird viel
Wasser die deutschen Ströme herabfließen, dis der Deutsche das England
vergißt, dessen Freundschaft von uns, und in erster Linie von unserem
Kaiser so beharrlich, so ehrlich gesucht wurde, mit dem wir so gut in
Frieden und Freundschaft hätten leben können, wenn England uns nur
den Platz an der Sonne gegönnt hätte, auf den das deutsche Volk ein Recht
hat, den es sich, und wenn die Welt voll Teufel wär, nicht nehmen lassen
wird. Würde das deutsche Volk überwunden, so wäre das der Zusammen-
bruch der sittlichen Weltordnung. Aber glauben Sie mir, wir werden
das Feld behalten. Wir werden kämpfen, bis wir einen Frieden er-
langen, würdig der Opfer, die unser Volk mit heiligem Ernste bringt.
Und es wird sich am deutschen Volke das Wort des Psalmisten erfüllen,
das der greise Oberhofprediger Dryander bei dem Kriegsgottesdienst im
LomB seiner Predigt zugrunde legte: „Ich werde nicht sterben, sondern
eben.“
Die englische Niederlage nach dem amtlichen englischen Bericht.
Der Staatssekretär des Krieges in London verösfentlicht eine Ueber-
sicht über den Anteil der Engländer an den Kämpfen in Frankreich. Er
spricht darin von einer viertägigen Schlacht vom 23. bis 28. August. Wört-
lich heißt es da:
„Der englische Rückzug dauerte den ganzen 25. August über an unter
fortwährenden Kämpfen von geringerer Bedeutung. In der Nacht zum
26. August besetzte die englische Armee die Linie Cambrai—Landrecies—
Le Cateau. Die Absicht war, den Rückzug in der Frühe des 26. wieder auf-
zunehmen, aber der deutsche Angriff, an dem nicht weniger als fünf
Armeekorps teilnahmen, war so geschlossen und so heftig, daß die Ver-
wirklichung dieser Absicht bis zum Nachmittag unmöglich war. Am 26.
nahm die Schlacht den heftigsten und verzweifeltsten Charakter an. Unsere
Truppen leisteten erbitterten und glänzenden Widerstand, zogen sich aber
schließlich in guter Ordnung zurück, trotz ernster Verluste und unter schreck-