Object: Enzyklopädie der Rechtswissenschaft in systematischer Bearbeitung. Fünfter Band. (5)

344 Ulrich Stutz. 
Papst und Konzil im Hinblick auf die Protestanten 1 geschickt vermieden wurde, sogar formell 
durchaus unter päpstlichen Einfluß. Nicht nur wurde ihm von päpstlichen Legaten präsidiert, 
und war es auf die Beratung der von ihnen gemachten Vorlagen beschränkt, auf welche hin die 
Beschlüsse" — wie seit Konstanz üblich, in Plenarversammlungen (congregationes generales) 
vorbereitet und formuliert und in feierlichen sessiones publicae zur Abstimmung gebracht; 
stimmberechtigt: Kardinäle, Bischöfe, Abte und Ordensgenerale, aber, mit einer speziellen Aus- 
nahme, keine Prokuratoren Abwesender — ergingen, die, soweit sie die Reform und die kirchliche 
Disziplin betrafen, durch eine Generalklausel als unter Vorbehalt der päpstlichen Autorität 
(Dispensationsmöglichkeit!) gefaßt bezeichnet wurden 38. Vielmehr unterstellte das Konzil am 
Ende alle seine Beschlüsse der päpstlichen Bestätigung, die denn auch am 26. Januar 1564 
(Bulle Benedictus Deus) erfolgte. Aber auch inhaltlich erfocht auf ihm das Papsttum einen 
vollen Sieg. Die dogmatischen Beschlüsse, die, in 12 von den 25 Sessionen beschlossen, in 
Dekreten niedergelegt, in canones zusammengefaßt und unter Androhung des Anathems publi- 
ziert wurden, präzisierten in scharfem Gegensatz zum Protestantismus die Ergebnisse der mittel- 
alterlich-scholastischen Theologie, z. B. in der Sakramentenlehre, für die nunmehr die Siebenzahl 
und der Sakramentscharakter von Ehe, Ordination und Firmung dogmatisch sichergestellt wurden. 
Und die in den decreta de reformatione niedergelegten Reformbeschlüsse von zehn Sessionen, 
wozu in sessio XXIV noch das besondere decretum de reformatione matrimonü mit dem cap. 1 
Tametsi “ vom 11. November 1563 kam, brachten manche wichtige und wirkliche Verbesserung, 
aber, ohne Erhörung der letztmals von der katholischen Partei auf dem Nürnberger Reichstag 
1522 formulierten gravamina nationis Germanicae, durchaus im Sinn einer um die Bischöfe 
und durch sie um das Papsttum zu vollziehenden monarchischen Konzentration. Dem Papsttum 
wurde überdies eine Reihe von sehr wichtigen, aber nicht erledigten Gegenständen wie Kate- 
chismus 5, Index ", Missale 7, Brevier 8 zu selbständiger Erledigung überlassen. Es hat denn 
auch weiterhin, teils durch Auslegung, Anwendung und Dispensation von Trienter Beschlüssen, 
wofür Pius IV. 1564 (Motuproprio Alias nos nonnullas) die römische Congregatio cardinalium 
concilii Tridentini interpretum einsetzte, teils durch zahllose eigene gesetzgeberische Erlasse, von 
denen Benedikt XIV. die seinigen 1746 noch einmal zur Benutzung als Rechtsquelle an die 
Universität Bologna sandte, die gemeinkirchliche Rechtsbildung in der Hand behalten. 
Hinschius, Kr. 1 # 55, III 5+ 172 V—VII; Concilium Tridentinum, diariorum, actorum, 
epistularum nova collectio ed. Soc. Goerres. I, II (ed. Merkle), 1901, 1911, IV, V (ed. 
Ehses) 1904, 1911 und dazu Merkle, 3Z.“ f. RG. II, 1912 S. 345 ff.; ; Druffel. 
Brandi, Monumenta Tridentina I (5 Hefte), 1899; Susta, Die römische Kurie und das Konzil 
von- Trient I—III, 1904—11; Ancel, Paul IV. W concile, R. h. e. VIII, 1907; Canones 
et decreta Concilii Tridentini ddd. Richter et Schulte 1853; 8 r pi, Istoria del con- 
cilio di Trento 1619, deutsch von Winterer:, 4 BRde., 1844 ff.; Palla vicino, Istoria 
del concilio di Trento 1652 ff., deutsch von Klit 5 che, 8 Bde., 1836—36; Galante, Kultur- 
geschichtliche Bilder aus der Trienter Konzilszeit, 1911; Swoboda, Das Konzil von Trient, 
sein Schauplatz, Verlauf und Ertrag :, 1913; Carcereri, 1I concilio di Trento della trasla- 
zione a Bologna alla sospensione, 1910; umm, Die Polemik des Martin Chemnitz gegen das 
Konzil von Trient I, 1905; Braunsberger, Pius V. und die deutschen Katholiken, St. M.-L. 
b schict haben es nur 1551 einige evangelische Stände unter kaiserlichem Druck für kurze Zeit 
eschickt. 
Eingeführt mit: Sacrosancta oecumenica et generalis Tridentina synodus in Spiritu 
sancto legitime congregata praesidentibus in e ouck- m tribus apostolicae sedis legatis de- 
clarat etc. 
* Ut in his salva semper auctoritas sedis apostolicae et sit et esse intelligatur. 
“ Nämlich dubitandum non est clandestina matrimonia libero contrahentium consensu 
facta rata et vera esse matrimonia, nihilominus sancta Dei ecclesia ex iustissimis causis 
illa semper detestata est atque prohibuit. 
* Pius V. 1566. 
Verzeichnis der verbotenen Bücher, erstmals unter Pius IV. 1564 erschienen; Reusch, 
Die Indices librorum prohibitorum des 16. Jahrhunderts, Bibl. d. Lit. Ver. in Stuttgart CLXXVI, 
1886. 
!* Von Pius V. 1570, verbessert 1604 und 1634. Das Pontifikale von Klemens VIII. 1596, 
verbessert 1644, vermehrt 1752; das Ceremoniale der Bischöfe von Klemens VIII. 1600, verbessert 
1650, 1727, revidiert 1752; das Rituale von Paul V. 1614, revidiert 1752. 
« Revision des von Gregor IX. 1241 herrührenden. durch Pius V. 1568, verbessert 1602, 1631.
	        
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