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ja auch sämtlich glatt zusammenarbeiten können und ineinandergreifen,
damit das Ganze funktionieren kann. Nicht nur jeder Matrose und Heizer,
sondern auch jeder Schreiber in einem Bureau des Reichsmarineamts oder
einer Kompagnie einer Matrosendivision kann und muß sich sagen, daß
seine Arbeit zwar nur einen kleinen Teil des großen Ganzen bedeutet, daß
aber dieses große Ganze Schaden leidet und nicht das Vötige leistet, wenn
er seine Hflicht unvollkommen erfüllt.
Zu erwähnen wäre noch der Chef des Marinekabinetts. Dieser ist
gewöhnlich auch Generaladjutant des Deutschen Kaisers und gewissermaßen
dessen persönlicher Dertrauensmann für alle Hersonalangelegenheiten der
Marine, hauptsächlich der Seeoffiziere. Das Marinekabinett ist eine sehr
wichtige Behörde, denn dort werden die Hersonalien der Seeoffiziere be-
arbeitet. Tun erhalten zwar die Offiziere in allen ihren Dienststellungen
von ihren jeweiligen Vorgesetzten Dienstzeugnisse, damit die späteren Dor-
gesetzten wissen, wes Geistes Kind ihr neuer Untergebener ist. Sum großen
Teil nach diesen Dienstzeugnissen richtet sich die Laufbahn des betreffenden
Offiziers. Damit nach Möglichkeit jeder Seeoffizier, seinen Fähigkeiten
gemäß verwendet wird, damit untüchtige Offiziere ausgeschieden und tüchtige
die Hosten erhalten, auf denen sie am meisten nützen können, damit endlich
alles in allem die Derteilung der Kommandos und Dienststellen, die Be-
förderungen und die Derabschiedungen möglichst gerecht und unparteilich
gebandhabt werden, ist diese Behörde, das Marinekabinett mit einem Admiral
als Thef an der Spitze, geschaffen worden und eine Notwendigkeit.
Innerhalb der deutschen Marine ist, wie man ohne Uberhebung sagen
kann, immer mit größter Anspannung der Kraft gearbeitet worden, vom
Admiral bis zum Heizer und Matrosen herunter. Moan ist sich immer bewußt
gewesen, daß es nur dann möglich sein werde, eine Weuschöpfung wie die
deutsche Flotte in so kurzer Seit zu einem ebenbürtigen Gegner der größten
Flotte der Welt zu machen; ebenbürtig freilich nicht der Gahl der Schiffe
nach. Darin Großbritannien auch nur annähernd zu erreichen, war von
vornherein unmöglich. Auf eine ebenso hohe Stufe der militärischen Aus-
bildung und TLTeistung zu gelangen, das war möglich und ist auch erreicht
worden, wenn auch mit Anstrengung aller Kräfte. In der deutschen Marine
hat man es deshalb immer schwerer gehabt als in der englischen, denn der
englische Matrose und Heizer dient nicht nur drei Jahre, wie in der deutschen
Marine, sondern betrachtet den Dienst in der Marine als seinen Lebens-
beruf. Er braucht also nur einmal ausgebildet zu werden und wird dann
dauernd in Ubung gehalten. In der deutschen Marine, wo die Dienstzeit
dreijährig ist, wird in jedem Berbste immer ein Jahrgang, also ein Drittel
des gesamten Hersonalstandes, entlassen und ein Rekrutenjahrgang eingestellt.
Also in jedem Jahre muß ein Drittel der Mannschaften ganz von vorne
anfangen und von neuem ausgebildet werden. Das nimmt viel Seit
und Kräfte in Anspruch. Das Siel ist aber erreicht worden, denn wo
und wann bisher unsere Schiffe mit Engländern zusammenkamen, haben
die Deutschen gezeigt, daß sie den englischen Seeleuten in keiner Weise
nachstanden.