1896. 21
An die Untersuchung des Herzens schließt sich die der größeren Gefäße, mit
einziger Ausnahme der absteigenden Aorla, welche erst nach den Lungen zu prüsen ist.
Die genauere Untersuchung der Lungen setzt die Herausnahme derselben aus
der Bruslhöhle voraus. Dabei ist jedoch mit großer Vorsicht zu verfahren, um jede
Zerreißung oder Zerdrückung des Gewebes zu vermeiden. Sind ausgedehntere,
namentlich ältere Verwachsungen vorhanden, so sind dieselben nicht zu trennen, son-
dern es ist an dieser Stelle das Rippenbrustsell mit zu entsernen. Nachdem die
Lungen herausgenommen sind, wird noch einmal sorgsam ihre Oberfläche betrachtet,
um namentlich frischere Veränderungen, z. B. die Anfänge entzündlicher Ausschwitzung,
nicht zu übersehen; sodann werden Lustgehalt, Farbe und Konsistenz der einzelnen
Lungenabschnitte angegeben; endlich große glalte Einschnitle gemacht und die Be-
schaffenheit der Schniltflächen, der Luft., Blut= und Flässigkeitsgehalt, der elwaige
seste Inhalt der Lungenbläschen, der Zustand der Bronchien und Lungenarterien,
letzterer namentlich mit Rücksicht auf eingetretene Verstopfungen u. s. w. feslyestellt.
Zu diesem Zwecke sind die Luftwege und die größeren Lungengefäße mit der Scheere
auszuschneiden und in ihren feineren Veräslelungen zu verfolgen.
Wo der Verdacht vorliegt, daß fremde Massen in die Lustwege hineingelangt
sind, und wo Stoffe in den Luflwegen gesunden werden, deren Natur durch die
groben Merkmale derselben nicht sicher angezeigt wird, da ist eine mikrofkopische
Untersuchung zu veranstalten.
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Die Untersuchung des Halses kann je nach der Eigenthümlichkeit des Falles ###
vor oder nach der Oessnung der Brust oder der Herausnahme der Lungen veran.
staltet werden. Auch ist es den Obduzenten anheimgegeben, die Untersuchung des
Kehlkopfes und der Luftöhre von derjenigen der übrigen Theile zu treunen, wenn
derselben eine besondere Wichtigkeit beizulegen isl, wie es z. B. bei Ertrunkenen
oder Erhängten der Fall ist.
In der Negel empfiehlt es sich, zunächst die großen Gefähe und die Newen.
stämme zu unlersuchen, nächstdem den Kehlkopf und die Luströhre durch einen Schnitt
von vornher zu öffnen und den Inhalt derselben zu prüfen. Wo letzterer Betrach.
lung ein größerer Werth beizulegen ist, da ist dieselbe vor Herausnahme der Lungen
anzussellen und dabei zugleich ein vorsichtiger Druck auf die Lungen auszuüben, um
zu sehen, ob und welche Flüssigkeiten u. s. w. dabei in die Luftröhre aufsteigen.
Es wird alédann der Kehlkopf im Zusammenhange mit der Zunge, dem Gau-
mensegel, dem Schlunde und der Speiseröhre herausgenommen, die einzelnen Theile
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