Full text: Gesetzes- und Verordnungs-Blatt für das Großherzogtum Baden. Jahrgang 1902. (34)

V. 51 
III. An Stelle der unter II a, b, c und e vorgeschriebenen Desinfektion mit Lösungen 
von Carbol oder Kresolseife ist auch die Desinfektion mit Formaldehydgas zulässig. 
Dieselbe empfiehlt sich besonders zur Oberflächendesinfektion, d. h. zur Desinfektion der 
Zimmerwände und der glatten Flächen der Holzmöbel. 
Wo kein Dampfdesinfektionsapparat zur Verfügung steht, können aber bei Tuberkulose 
auch Kleider, Betten, Teppiche und Matratzen mit Formaldehyd desinfizirt werden, soweit die 
Desinfektion dieser Gegenstände im kochenden Wasser wegen der Beschaffenheit derselben un= 
möglich ist.“) 
Bei der Anwendung der Desinfektion mit Formaldehyd ist Folgendes zu beachten: 
a. Grob vernnreinigte Stellen des Fußbodens müssen vor der Desinfektion mit Formaldehyd 
mit 5 prozentiger Carbollösung oder 2 prozentiger Kresolseifenlösung stark angefeuchtet 
und aufgewaschen werden. 
b. Die zu desinfizirenden Betten, Decken, Teppiche, Kleider sind in dem Krankenzimmer 
an geeigneten Aufhängevorrichtungen (Waschleinen 2c.) aufzuhängen oder auf Gestellen 
auszubreiten. Gegenseitige Berührung sowie Falten sind dabei zu vermeiden; Rock- 
kragen sind aufzuschlagen, Taschen umzustülpen. 
Sämmtliche Möbel sind von der Wand abzurücken; Bilder sind von der Wand ab- 
zunehmen und umgekehrt an dieselbe anzulehnen. Sprungfedermatratzen sind aus den 
Betten herauszunehmen und gegen die Wand zu lehnen. Vorhänge und Portieren 
sind zu lösen, so daß sie glatt herabfallen und die Dämpfe doch noch zum Fenster 
kommen können. Schränke und Kommoden sind weit zu öffnen und zu entleeren; die 
Schubladen sind auszuziehen und gegen die Wand zu stellen. 
d. Die größeren Fugen in Fenstern und Zimmerthüren sind durch Eindrücken von 
Streifen nicht entfetteter Watte mit dem Kittmesser zu dichten. Sprünge und Löcher 
in Fensterscheiben und Thüren sind mit Kitt oder durch Ueberkleben mit Papier zu 
verschließen. Schlüssellöcher an Thüren sind zu verstopfen. Ofenthüren sind fest zu 
schließen und mit Watte abzudichten; grobe Sprünge am Ofen sind zu verkitten. 
. Zur Entwicklung des Formaldehydgases können benützt werden: 
die Carboformal-Glühblöcke (Patent Krell-Elb); 
die Formaldesinfektionslampen von Aronson-Schering (der sogenannte kombinirte 
Aesculap Schering); 
der Formalin-Spray-Apparat Colonia von Czaplewsky; 
der Breslauer Apparat von Flügge. 
(Die letzteren beiden Apparate setzen geschultes Desinfektionspersonal voraus). 
Wegen der Anwendung jedes einzelnen dieser Apparate wird auf die denselben beigegebenen 
Gebrauchsanweisungen verwiesen. 
  
*v7 
□ 
*) Die Anwendung des Formaldehyds ist in gleicher Weise zulässig für die Desinfektion des Krankenzimmers, der 
Möbel, Matratzen, Betten r2c. bei: Diphtherie, Scharlach, Masern, Lepra, Influenza, Keuchhusten, Rückfallficber, ansteckender 
Genickstarre, Mumps; überdies, jedoch nur für die Desinfektion des Krankenzimmers, noch bei: Kindbettfieber, Rose, 
Blattern, Typhus, Pest und Milzbrand.
	        
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