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5. 4.
Von dleser Zelt an kommen die verschiedenen Horden deutscher
Völker, von denen das zweite Rhätien und Norikum besetzt war,
in Verbindung mit den dlteren Einwohnern, zum ersten Male un-
ter dem gemeinschaftlichen Namen der Bajoarier, oder Bajuwa-
rier vor, woraus in der Folge der Name Baypern entstand. Das
Land erscheint jetzt als ein ordentlicher Staat mit eigenen erbli-
chen Herzogen, oder Königen aus dem Geschlechte der Agilolfinger,
in gewisser Verbindung mit den Franken, welche näördlich und
südlich durch ihre Eroberungen Bapern umgürteten. Der erste uns
bekannte herrschende Agilolfinger war Garibaldl. (ums Jahr 555).
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Bajoarien erstreckte sich zu derselben Zeit gegen Aufgang bis
nach Pannonien, gegen Süden bis an die Alpen; gegen Nieder-
gang grenzte es an die Wohnsitze der Alemannen, welche bis über
den Lech berein reichten, und gegen Norden an die Donau. Aber
in kurzer Zeit drangen die Herzoge mit siegreichen Waffen in das
tyrolische und julische Alpenland ein, und machten dadurch Italien
zur südlichen Grenze Bajoariens. #
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Das Land hatte damals noch große, dichte Wälder, und war
noch wenig angebaut. Luft und Witterung waren raub, kalt und
feucht. Die Biehzucht wurde stärker getrieben als der AUckerbau.
Die Einwohner liebten die Jagd, waren tapfer und bieder, doch
nicht ohne alle Bildung.
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Die Einwohner in Rhätien, Vindelicien und Norikum waren
Heiden, und batten wahrscheinlich den Götterdienst der Celten, ih-
re Druiden, Ba rden und Alrunen. — Aber schon unter
den Römern wurde das Christenthum in diesen Ländern theils
durch römische Soldaten und Beamte, theils durch eifrige Män-
ner, welche absichtlich dahin gewandert waren, um das Evange-
lium dort. zu predigen, bekannt, und hbier und da angenommen.
Unter der schrecklichen Christenverfolgung durch Kaiser Diocletian
opferten auch in diesen Ländern viele edle Blutzeugen ihr Leben für
ihren Glauben; so Maximilian, Bischof von Lorch, so der Tri-