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Hierüber haben die Schüler der Ober= und Mittelclassen des Gymnasiums
ein deutsch dictirtes, auf die Kräfte einer jeden Classe berechnetes Pensum (Ex-
temporale) in Gegenwart und unter Aufsicht der betreffenden Lehrer in einer
gegebenen Zeit ins Lateinische zu übersetzen. Dasselbe unterscheidet sich von
dem zuvor erwähnten Scriptum dadurch, daß der bei dem Seriptum nachge-
lassene Gebrauch von Grammatik und Lexicon bei Anfertigung desselben nicht
gestattet ist.
Zu den freien Aufsätzen wird den Schülern von dem betreffenden Classen= oder
Fachlehrer ein Thema gegeben, welches dem Gesichtskreise der Schüler angemessen sein
und für die lateinische Arbeit insbesondere aus dem Gebiete des classischen Alterthums
genommen werden soll. Prosodische Prüfungsarbeiten in den oberen Classen des
Gymnasiums sollen zwar nicht gefordert werden, sind aber als Beweise, daß auch
diese Seite altelassischer Uebungen nicht vernachlässigt wird, wünschenswerth.
Die deutschen Pensa zum Uebersetzen ins Griechische müssen, da hierdurch die Schüler
nur zeigen sollen, ob und inwieweit sie in der Formenlehre und in den Regeln der
Syntax befestigt sind, sowohl dem Umfange als dem Inhalte nach, dem Standpunkte
der einzelnen Classen angemessen, überhaupt aber so beschaffen sein, daß sie von allen
Schwierigkeiten, welche der eigentlichen Stilbildung angehören, sich entfernt halten.
Alle Aufgaben sind dem Unterrichtsziele der Classe angemessen von den Lehrern,
welche den Unterricht in den verschiedenen Fächern ertheilen, zu stellen, zuvor aber von
den betreffenden Lehrern dem Rector zur Genehmigung vorzulegen.
8 21.
Censuren.
Nach Beendigung des Examens wird jedem Schüler, nach den im verflossenen Se—
mester gemachten Wahrnehmungen und den Ergebnissen des Examens, eine Censur ge—
geben über
seinen Fleiß,
seine Fortschritte und
sein sittliches Betragen.
Für Fleiß, Fortschritte und sittliches Betragen sind fünf Censurgrade anzunehmen,
welche mit den Worten:
sehr gut,
gut,
genügend,
wenig genügend,
ganz ungenügend,
ausgedrückt werden.