Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1892. (58)

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vorher vereinbart worden ist, nach dem jeweiligen Durchschnittswerthe der Naturalbezüge, 
wie dieser auf Grund von §§ 3, 9 und 140 des Reichsgesetzes, betreffend die Unfall= und 
Krankenversicherung der in land= und forstwirthschaftlichen Betrieben beschäftigten Per- 
sonen, vom 5. Mai 1886 (Reichsgesetzblatt S. 132) und den dazu erlassenen Ausführ- 
ungsbestimmungen für den Dienstort festgesetzt worden ist. 
857. Sogenannte Trinkgelder, welche das Gesinde von Fremden und Gästen be- 
kommt, sind nicht auf den Lohn oder andere versprochene Gebührnisse anzurechnen; doch hat 
die Dienstherrschaft das Recht, sich von dem Gesinde den Betrag der ihm geschenkten 
Trinkgelder an= und vorzeigen zu lassen. 
Ueber die Vertheilung von Trinkgeldern unter mehrere neben einander thätige Dienst- 
boten entscheidet, wenn diese sich darüber nicht einigen können, und keine besondere Ver- 
abredung getroffen ist, der Ausspruch der Herrschaft. 
Der Herrschaft steht es frei, die Annahme von Trinkgeldern überhaupt zu verbieten. 
&58. Die Pflege von Kranken, welche an ansteckenden oder Ekel erregenden Uebeln 
leiden, darf dem Gesinde, welches sich nicht zur Pflege solcher Kranken mit Vorwissen 
ihres Zustandes vermiethet hat, wider dessen Willen nicht zugemuthet werden; doch ist 
diese Weigerung, wofern nicht solche Kranke bereits bei Abschluß des Dienstvertrags vor- 
handen waren und dieser Umstand dem Gesinde verschwiegen worden ist, ein hinreichender 
Grund, weshalb die Dienstherrschaft das Gesinde entlassen kann, um sich an dessen Stelle 
eine andere Person zur nothwendigen Pflege anzuschaffen. 
& 59. Die Herrschaft muß dem Gesinde die nöthige Zeit zu Abwartung des öffent- 
lichen Gottesdienstes lassen, und dasselbe dazu anhalten, auch Sonn= und Feiertags dem- 
selben zu Besorgung seiner Angelegenheiten, und insbesondere beim weiblichen Gesinde 
zur Instandhaltung seiner Wäsche und Kleidungsstücke, nicht minder nach erfolgter Auf- 
kündigung des Dienstes auch an Wochentagen, soweit es mit den für die Herrschaft zu 
besorgenden Arbeiten vereinbar ist, zum Aufsuchen eines neuen Unterkommens, die un- 
entbehrliche Zeit lassen. 
s 60. Es kann sich jedoch das Gesinde dringlicher Arbeiten, insbesondere in der 
Heu= und Getreideernte, auch an Sonn-, Fest= und Bußtagen, soweit diese Arbeiten nach 
den über die Sonn-, Fest= und Bußtagsfeier jeweilig geltenden Bestimmungen statthaft 
sind, nicht entbrechen. 
§61. Beim Kirchweihfeste im Dienstorte ist dem Gesinde auf dem Lande, außer 
dem Sonntage, ein Tag, und an zweien in der Nähe fallenden Jahrmärkten so, daß, wo 
mehrere Dienstboten gehalten werden, diese nach Bestimmung der Herrschaft unter sich 
abzuwechseln haben, nach Ortsgewohnheit und nach Maßgabe der Entfernung ein ganzer 
25“ 
Trinkgelder. 
Verschonung 
mit gefährlicher 
Krankenpflege. 
Gewährung 
von 
Feierstunden. 
Fertsetzung. 
Fortsetzung.
	        
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