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6. bei Blutungen aus den Geschlechtstheilen während der Schwangerschaft, während
der Geburt oder nach der Geburt des Kindes; vor allem schon bei dem bloßen
Verdachte, daß der Fruchtkuchen vorliege;
7. bei drohender Zerreißung der Gebärmutter; in allen Fällen von Damm-, Scheiden-
und Gebärmutterhalsrissen;
8. bei allgemeinen Krämpfen, übermäßigem Erbrechen, fieberhaften und anderen
Krankheiten der Gebärenden;
9. wenn bei Schwangeren, Gebärenden oder Wöchnerinnen anuscheinend oder wirklich
plötzlicher Tod eintritt.
Bis zur Ankunft des Arztes darf die Hebamme nichts verabsäumen, was in diesen
Fällen zu thun ihr nach den Vorschriften des Lehrbuchs obliegt.
23. Gegen den herbeigerufenen Geburtshelfer oder Arzt hat die Hebamme sich
mit gebührender Achtung und Bescheidenheit zu betragen, ihm alles, was sie von Anfang
an bis zu seiner Ankunft bei der Kreißenden beobachtet hat, zu berichten, und das, was
der Arzt ihr auftragen oder anordnen wird, pünktlich zu befolgen.
#& 24. Haben Hebammen bei Entbindungen einen Arzt herbeizuziehen gehabt
(vergl. § 22), so haben sie binnen vier Wochen, von dem Tage der betreffenden Entbindung
an gerechnet, dem zugezogenen Arzte die von ihnen zu haltenden Geburtstabellen (vergl.
§ 15) vorzulegen und dafür zu sorgen, daß der betreffende Arzt die von ihm etwa aus-
geführten Operationen und deren Ausgang für Mutter und Kind in die Tabellenrubrik
für „Besondere Bemerkungen“ selbst eintrage.
§ 25. Bei ihren Besuchen der Wöchnerinnen hat die Hebamme auch die erste Pflege
der Neugeborenen zu übernehmen und den Müttern oder Wärterinnen über die weitere
Pflege der Kinder die erforderliche Unterweisung zu ertheilen.
Bei Erkrankung der Kinder hat sie den Rath zu geben, daß ein Arzt gerufen werde,
insbesondere hat sie bei den ersten Zeichen der Augenentzündung darauf zu dringen, daß
ohne Aufschub ärztliche Hülfe gesucht werde, und die Gefahr der Erblindung des Kindes
den Angehörigen vorzustellen, sich selbst aber jeder anderen Hülfsleistung, als die sie
gelehrt worden ist, dabei zu enthalten.
#626. Die Hebammen sollen ihre Wöchnerinnen in den ersten neun Tagen
wenn irgend möglich täglich zweimal, wenigstens aber einmal besuchen. Wie lange diese
Besuche dann noch fortzusetzen sind, hängt vorzugsweise von dem Befinden der Wöchnerin ab.
Dresden, am 16. November 1897.