Full text: Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Sachsen vom Jahre 1903. (69)

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aldehyd bewirkt Rotfärbung. Tritt letztere nicht ein, so bedarf es einer weiteren Prüfung 
nicht. Im anderen Falle wird der Rest des Destillats mit Ammoniakflüssigkeit im Über— 
schusse versetzt und eingedampft. Bei Gegenwart von Formaldehyd hinterbleiben charak- 
teristische Kristalle von Hexamethylentetramin. Diese werden in ein paar Tropfen Wasser 
gelöst, von der Lösung je ein Tropfen auf einen Objektträger gebracht und mit den beiden 
folgenden Reagentien geprüft: 
1. mit Quecksilberchlorid im Uberschusse. Es entsteht hierbei sofort ein regulärer 
kristallinischer Niederschlag; bald sieht man drei= und mehrstrahlige Sterne, später Okta- 
eder. Letztere entstehen in großer Menge bei einer Konzentration von 1:10 000, aber 
auch noch sehr deutlich bei 1:100 000. 
2. mit Kaliumquecksilberjodid und ein wenig verdünnter Salzsäure. Es bilden sich 
hexagonale, sechsseitige, hellgelb gefärbte Sterne; bei einer Konzentration von 1:10 000 
noch sehr deutlich. 
Die Gegenwart von Formaldehyd darf als erwiesen nur betrachtet werden, wenn 
der erhaltene kristallinische Rückstand die beiden vorstehend beschriebenen Reaktionen zeigt. 
3. Nachweis von schwefliger Säure und deren Salzen und von 
unterschwefligsauren Salzen. 
a) 30 g der zerkleinerten Fleischmasse werden mit 200 cem ausgekochtem Wasser 
in einem Destillierkolben von etwa 500 ccm Inhalt unter Zusatz von Natriumkarbonat- 
lösung bis zur schwach alkalischen Reaktion angerührt. Nach einstündigem Stehen wird 
der Kolben mit einem zweimal durchbohrten Stopfen verschlossen, durch welchen zwei 
Glasröhren in das Innere des Kolbens führen. Die erste Röhre reicht bis auf den Boden 
des Kolbens, die zweite nur bis in den Hals. Die letztere Röhre führt zu einem Liebig- 
schen Kühler; an diesen schließt sich luftdicht mittels durchbohrten Stopfens eine kugelig 
aufgeblasene U-Röhre (sogenannte Peligotsche Röhre). 
Man leitet durch das bis auf den Boden des Kolbens führende Rohr Kohlensäure, 
bis alle Luft aus dem Apparate verdrängt ist, bringt dann in die Peligotsche Röhre 
50 cem Jodlösung (erhalten durch Auflösen von 5 g reinem Jod und 7,5 8g Kalium- 
jodid in Wasser zu 1 Liter), lüftet den Stopfen des Destillierkolbens und läßt, ohne das 
Einströmen der Kohlensäure zu unterbrechen, 10 cem einer wässerigen 25 prozentigen 
Lösung von Phosphorsäure einfließen. Alsdann schließt man den Stopfen wieder, erhitzt 
den Kolbeninhalt vorsichtig und destilliert unter stetigem Durchleiten von Kohlensäure die 
Hälfte der wässerigen Lösung ab. Man bringt nunmehr die Jodlösung, die noch braun 
gefärbt sein muß, in ein Becherglas, spült die Peligotsche Röhre gut mit Wasser aus, 
setzt etwas Salzsäure zu, erhitzt das Ganze kurze Zeit und fällt die durch Oxydation der 
schwefligen Säure entstandene Schwefelsäure mit Baryumchloridlösung (1 Teil kristalli-
	        
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