Metadata: Urkunden der Obersten Heeresleitung über ihre Tätigkeit 1916/18

120 II. Hilfsdienstgesetz, Ersatz= und Arbeiterfragen 
  
  
in des Wortes wahrster Bedeutung der Boden entzogen würde. Im 
übrigen ist keine Frage, daß, wenn die Sache etwa im Reichstag verhandelt 
würde, sich wohl alle Parteien zu erheblichen Zugeständnissen bequemen 
müssen, weil, wie ich schon sagte, die Bewegung im Lande einen ganz 
ungeheuren Umfang angenommen hat und sich die Herren Abgeordneten 
wohl kaum mit einer ablehnenden Antwort in ihren Wahlkreisen sehen 
lassen dürften. Boden= und Terrainspekulationen sowie Wohnungsnot und 
Mietpreise schreien ja allmählich zum Himmel. 
Wie weit die Sache mit der Freigabe von Baustoffen richtig ist, kann 
ich nicht beurteilen. Es ist geradezu unmöglich, Einblick in die Tätigkeit 
der Kriegsgesellschaften zu gewinnen. Ich teile aber das Mißtrauen 
durchaus. Insbesondere weiß ich nicht, wo eigentlich das Holz bleibt. Es 
geht wie seinerzeit mit dem Stahl, nur mit dem Unterschied, daß wir auf 
den Stahl eine Einwirkung hatten und daß es nach langen Kämpfen 
endlich gelang, allmählich Klarheit und reinliche Zustände zu erhalten. 
gez. Bauer, Oberstleutnant. 
Gr. H. Qu., den 4. 3. 1918. 
An Major Keim. 
Sehr geehrter Herr Keim! Anliegend übersende ich Ihnen den bereits 
durch Fernsprecher angekündigten Brief des Professors Dr. Kraft über die 
Außerung des sozialdemokratischen Abgeordneten Lange. Ich wäre Ihnen 
dankbar, wenn Sie vielleicht mit Hilfe des Herrn Unterstaatssekretärs 
Müller den Abgeordneten Lange darüber befragten, wie sich die Sache 
verhalten hat und woher dieses unsinnige Gerücht über Exzellenz 
Ludendorff stammt. Ich brauche wohl nicht hinzuzufügen, daß hier bei der 
O. H. L. kein einziger Mensch so unsinnige Aussprüche tun würde. Wir 
sind der Ansicht, daß dieselben Arbeiter, die vorne an der Front so 
glänzend ihre Pflicht tun, doch auch in der Heimat tätig sind und daß 
sie daher in der Masse unbedingt treu zu ihrem Vaterland in dieser schweren 
Zeit stehen werden. Daß einzelne Elemente, namentlich Jugendliche und 
Frauen, durch gewissenlose Hetzer sich verleiten lassen, läßt sich natürlich 
nicht ändern und ändert auch an dem Gesamturteil gar nichts. 
Ich gestatte Ihnen gern, von dieser Außerung dem Abgeordneten 
Herrn Lange gegenüber jeden, Ihnen richtig erscheinenden Gebrauch zu 
machen. Ich finde eine um so größere Niedertracht in den Unterstellungen 
darin, als Exzellenz Ludendorff gerade für die Arbeiterschaft ein warmes Herz 
hat und an jeder sozialen und wirtschaftlichen Fürsorge, Kriegsbeschädigten- 
fürsorge, Siedlungsfrage, Ernährung sich dauernd und, wie Sie ja selbst 
wissen, mit Erfolg betätigt hat. gez. Bauer, Oberstleutnant.
	        
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