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mit Weltanschauungen, deren Wertlosigkeit für das christliche Leben außer Zweifel
steht, ist nicht mit unnötiger Breite zu behandeln. Wertvoller ist auch hier: die
Betonung der christlichen Liebestätigkeit, der Teilnahme am Gemeindeleben, vor
allem aber der von Christi Geist durchdrungenen Persönlichkeit.
Deutsch.
§9. Am Schlusse des Lehrgangs kann man von den Schülerinnen erwarten,
daß sie sich nach Inhalt und Form in ihrer Muttersprache, unter Bewahrung der
Eigenart ihrer Persönlichkeit, mündlich und schriftlich klar, richtig und lebendig auszu-
drücken vermögen.
Durch Einführung in die Meisterwerke der vaterländischen Literatur sollen sie
nicht nur zum sachlichen und sprachlichen Verständnis, sondern zum vollen Genuß des
ganzen Kunstwerkes gelangen und die Kunstform der Poesie wie der Prosa erfassen.
Sie sollen das Deutsche nicht als eine tote Büchersprache, sondern als eine natürlich
gewachsene und geschichtlich gewordene Sprache anzusehen gelernt haben. Sie sollen
daher auch mit älterem Sprachgut bekannt sein und den Mundarten und ihrem Ver-
hältnis zur Schriftsprache nicht ohne Verständnis gegenüberstehen.
Die Sprache Walthers von der Vogelweide und des Nibelungenliedes darf ihnen
nicht unbekannt sein; auch einen Schatz sangbarer Volkslieder sollen sie mit in das
Leben hinausnehmen. Mit den Hauptwerken Goethes, Schillers und Lessings, sowie
mit den wichtigsten Gedanken Herders müssen sie vertraut, aber auch befähigt sein,
die bedeutendsten Schöpfungen des 19. Jahrhunderts zu verstehen und zu genießen.
8 10. Untertertia: 3 Stunden.
Wiederholung und Erweiterung der grammatischen Kenntnisse: Der einfach
schlichte und der einfach erweiterte Satz. Die Satzglieder. Satzzerlegung. Der zu—
sammengesetzte Satz: der Relativsatz. Die Daß-Sätze. Gebrauch der Tempora. In—
finitiv- und Partizipialsätze. Rechtschreibung und Zeichensetzung. Diktate nach Bedarf.
Pflege einer lautrichtigen und lautreinen Aussprache auf Grund phonetischer
Hilfen. Die Einteilung der Laute. Wortkunde.
Auswendiglernen und Deklamieren einiger Gedichte nach einer zu vereinbarenden
Auswahl. Lesen von Gedichten und Prosastücken nach einem Lesebuch. Mindestens
ein größeres Schriftwerk ist in einer entsprechenden Ausgabe gemeinsam zu lesen:
Uhlands Herzog Ernst, Ludwig der Bayer o. ä.
Aufsätze. Leichte Übungen in freier mündlicher Wiedergabe von Gelesenem, Ge—
hörtem oder Gesehenem.
Lehrziel.
Verteilung des
Lehrstoffes.