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Vergleiche des Wirbeltierkörpers mit dem Bau des menschlichen Körpers liegen
schon in Untertertia nahe. Auf allen Stufen ist das Heimische besonders zu berück—
sichtigen.
Der zoologische und botanische Unterricht der realgymnasialen Kurse in Ober—
sekunda und Unterprima bewegt sich in denselben Richtlinien. Wenn für diese Stufe
auf zoologische und botanische Ubungen hiermit noch besonders verwiesen wird, soll
es dem Lehrer überlassen bleiben, ob er solchen Übungen theoretische Belehrungen
vorausgehen oder sie ihnen folgen läßt. Erforderlich ist, daß die Ubungen mit dem
Unterrichtsstoff ein organisches Ganze bilden.
Physiologie und Gesundheitslehre können durch das Zusammenwirken mit dem
Unterrichte in der organischen Chemie wirksam unterstützt werden.
3. Die Chemie knüpft an Naturvorgänge und Versuche an, die in Unter= und
Obertertia (gelegentlich der Besprechung der Atmung usw.) schon berührt wurden,
sowie an bekannte Naturkörper. Das Experiment soll tunlichst aus dem Unterricht
herauswachsen und nicht an den Anfang gestellt werden. Es ist darauf zu achten, daß
die chemischen Prozesse auch nach ihrer physikalischen Seite hin betrachtet werden
(Wärmevorgänge beichemischen Versuchen und dergleichen), und namentlich ist auf
die quantitative Durchführung der Versuche nach Maß und Gewicht zu sehen. Chemische
Gesetze sind aus den Vorgängen abzuleiten, ebenso sind die aufzustellenden Theorien
(Atomtheorie) zunächst in einfachster Form zum Verständnis zu bringen. Schon in
der Untersekunda soll das Gesetz von der Erhaltung des Stoffes durch geeignete Versuche
(Einleiten eines chemischen Prozesses in geschlossenen Gefäßen usw.) veranschaulicht
werden. Kleine chemische Übungen sind schon für die unterste Stufe zu empfehlen.
Für die gymnasialen Kurse ist, da es sich hier nur um einen einstündigen Unterricht
handelt, unter Anwendung der obigen Grundsätze Beschränkung des Stoffes allent-
halben geboten.
Der in Obersekunda einsetzende und auf Unterprima sich erstreckende systematische
Kursus der realgymnasialen Abteilung übergeht alle selteneren Elemente und un-
wichtigen Verbindungen und bevorzugt unter den Stoffen die für die mensch-
liche Kultur wichtigsten. Auch sollen an geeigneten Stellen (so etwa bei Behandlung
der Alkalien) physikalisch-chemische und zwar besonders elektrolytische Prozesse (Dis-
soziation) eingeflochten werden.
In der organischen Chemie kann es sich noch weniger als in der unorganischen
um Anstreben von Vollständigkeit handeln, auch nicht um einen systematischen Über-
blick über das ganze Gebiet. Vielmehr sollen solche Verbindungen, die für die
Organismenwelt von Bedeutung sind, oder solche, die für den menschlichen Haushalt,
die Hygiene, das wirtschaftliche Gebiet in Frage kommen, behandelt und übersichtlich