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Königsgut für sich in Besitz und verwandelte sie in Krongüter (Domänen). Da er
aber seine Güter nicht alle selbst verwalten konnte, so gab er sie teilweise seinen Ge—
treuen zur Nutznießung, ihm aber verblieb das Land als Eigentum. So entstanden
die Lehen. Der Landesherr hieß Lehnsherr, der Belehnte dagegen Vasall, Dienst-
oder Lehnsmann. Dieser behielt gewöhnlich das Lehnsgut auf Lebenszeit und mußte
dafür seinem Lehnsherrn in jedem Kampfe Heeresfolge leisten.
3. Die Nachfolger Chlodwigs regierten in seinem Geiste und häuften Schande
auf Schande. Sechs Könige kamen in 40 Jahren durch Mord und Gift um. Zuletzt
versanken die Merowinger immer mehr in Trägheit und Genußsucht und waren nur
noch Schattenkönige. Um die Regierung kümmerten sie sich nicht, sondern überließen
sie dem Hausmeier, der ihre Güter verwaltete. Nur einmal im Jahre erschien der
König vor dem Volke auf dem „Märzfelde“, um die Geschenke entgegenzunehmen,
die ihm das Volk darbringen mußte.
4. Karl Martell. Unter den Hausmeiern zeichnete sich besonders Karl Martell
aus. Zu seiner Zeit drangen die Araber aus Spanien in Frankreich ein, um ihre
Macht und ihre Religion immer weiter zu verbreiten.
Etwa 100 Jahre früher (622 n. Chr.) war nämlich in Mekka durch Muhamed eine
neue Religion, die muhamedanische, gestiftet worden. Es giebt nur einen Gott, so lehrte
er, und Muhamed ist sein Prophet. Das Schicksal eines jeden Menschen ist im voraus
von Gott bestimmt, keiner vermag etwas daran zu ändern. Wer in der Schlacht fallen
soll, der fällt, auch wenn er dem Kampfe fernbleibt. Gebet führt auf halbem Wege dem
Herrn entgegen, Fasten bis an die Thür seines Hauses, Almosen öffnet seine Pforten, das
Schwert aber, für die Sache des Herrn gezogen, führt zur höchsten Glückseligkeit. Der
Himmel hat sieben Stufen, über der siebenten liegt das Paradies. Schattenreiche Gärten
mit wohlschmeckenden Früchten, prächtige Kleider und Pferde, ausgesuchte Speisen und Ge-
tränke, eine Bedienung von 80000 Sklaven — das sind die Freuden, die den frommen
Muselmann erwarten. Der Genuß des Weins und des Schweinefleisches ist den Muha-
medanern verboten. Als Tag der gemeinsamen Gottesverehrung wurde der Freitag ein-
gesetzt. Die Lehren Muhameds wurden nach seinem Tode in ein Buch niedergeschrieben,
das den Namen Koran führt; die Lehre selbst heißt Islam, ihre Anhänger nennt man
Muselmänner, die Mönche Derwische, die Bethäuser Moscheen.
Muhamed starb 632. Seine Nachfolger (Kalifen) suchten nach dem Grundsatze des
Propheten: „Wen das Wort nicht bekehrt, den bekehre das Schwert!“ seine Lehre immer
weiter auszubreiten. Nachdem sie sich Agypten und die ganze Nordküste Afrikas unter-
worfen hatten, gingen sie von hier aus nach Spanien und begründeten dort ihre Herrschaft.
Karl stellte sich ihnen entgegen und schlug sie in einer mörderischen Schlacht bei
Tours ltuhr] und Poitiers [poatjeh] so gewaltig aufs Haupt, daß ihrer nur sehr
wenige entkamen. (732.) 100 000 Sarazenen bedeckten das Schlachtfeld. Die
Christenheit war gerettet. Wegen seiner Tapferkeit erhielt Karl den Beinamen „Mar-
tell“, d. i. der Hammer.
5. Pipin der Kurze, Karls Sohn, suchte sich zunächst die Freundschaft des
Papstes dadurch zu verschaffen, daß er ihn gegen die Angriffe des Longobardenkönigs
(in Oberitalien) schützte. Bald darauf ließ er den Papst fragen: „Ist es recht, daß
derjenige König ist, der müßig zu Hause sitzt, oder derjenige, der die Mühen und Ge-
fahren der Regierung trägt?"“ Der Papst antwortete, wie es Pipin erwartet hatte:
„Der die Mühen und Gefahren der Regierung trägt.“ Da ließ Pipin dem letzten
Merowinger, Childerich III., die langen Locken abscheren und ihn in ein HKloster
stecken. Er selbst aber wurde im Auftrage des Papstes vom Erzbischof Bonifatius
(S. 8) zum König der Franken gesalbt. Zum Danke dafür schenkte Pipin dem