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69. Reif, Meltau und Honigtan.
Bei den Pflaumen haben wir den „Reif“ kennen gelernt. (S. 210.) Im
gewöhnlichen Leben wird dieser Reif häufig mit dem „Meltau“ verwechselt, der
sich nicht selten auf den Blättern der Bäume und Sträucher unsrer Gärten findet.
Der Meltau besteht aber aus kleinen Pilzen. Sie sind unsern Rosenstöcken sehr
schädlich, namentlich aber richten sie in den Weinbergen große Verheerungen an.
Der Meltau bildet nämlich auf den Trauben einen schimmeligen Überzug und bewirkt,
daß die Trauben faul werden. — Auf den Blättern unsrer Obstbäume finden
wir oft einen weißlichen Überzug, der aus Häuten von Blattläusen herrührt und
vom Volke ebenfalls mit dem Namen „Meltau“ bezeichnet wird. — Zuweilen
erglänzen die Blätter unsrer Obstbäume — namentlich an heißen Sommertagen
— wie mit Lack (Honigtau) überzogen. Dieser Lack entsteht teils durch Aus-
schwitzungen der Blätter, teils durch Ausscheidungen der Blattläuse.
70. Kohlstrunk und Kohlweißling.
1. Im Kohlgarten. Ei. Raupe. Kohlrabi und Wirsing stehen in voller
Pracht. Über ihnen schaukeln sich zahlreiche weiße Schmetterlinge, hier und da auf
den Kohl sich niederlassend. Mit Wohlgefallen betrachtet die Hausfrau die üppigen
Kohlpflanzen und verläßt befriedigt den Garten. Da tritt sie eines Tages wieder
in den Garten. Aber welch ein Schrecken! Von einem recht üppig gewachsenen
Kohlkopfe starren ihr die kahlen Rippen entgegen, während die noch saftigen Pflanzen-
teile von Raupen förmlich wimmeln. Die weißen Schmetterlinge, die sich über den
Kohlpflanzen schaukelten, waren Kohlweißlinge. Sie setzten ihre Eier an die Kohl-
blätter ab, damit die Raupen sofort in dem Kraute ihre Nahrung fänden. Meist
kleben sie die Eier an die Unterseite der Blätter, weil sie hier am besten gegen Vögel
u. s. w. geschützt sind. Die ausgekrochenen Raupen sitzen zuerst dicht gedrängt beisam-
men. Später trennen sie sich. Bei der üppigen Kost wachsen sie schnell heran. Wäh-
rend ihrer Lebenszeit häuten sie sich 4—5 mal. Warum? (S. Eidechse, S. 2481)
2. Puppe. Schmetterling. Sobald die Raupe ausgewachsen ist, verläßt
sie den Kohlstrunk und kriecht an einer Wand oder einem Baumstamme in
die Höhe, um sich zu verpuppen. Nach 14 Tagen oder — wenn die Puppe über-
wintert — im Frühlinge des nächsten Jahres platzt die harte Haut der Puppe,
und aus dem Sarge bricht ein Schmetterling mit vier weißlichen Flügeln hervor.
Die Vorderflügel sind an den Vorderspitzen mit schwarzen Ecken (bei dem Weibchen
aber außerdem noch in der Mitte mit zwei schwarzen Flecken) geziert. An der
dreifach geringelten Brust sitzen 6 Beine. Die verlängerten Unterkiefer sind zu
einem schneckenförmig aufrollbaren Saugrüssel ausgebildet. Mit ihm saugt der
Schmetterling Honig aus den Blüten. Nach wenigen Tagen schon setzt er seine
Eier ab und — stirbt.
71. Apfelfrucht, Apfelwickler und Brenner. II. (6. 174.
1. Apfelfrucht. Im Frühlinge bemerkten wir bereits, daß sich der Apfel mit
aus dem kugelig verdickten Körper, der sich unterhalb der Blüte befand, dem Frucht-
boden, entwickelte. Aus ihm entsteht das Fleisch des Apfels. In seinem Innern
aber bildet sich aus den 5 Fruchiknoten das fünffächerige Kerngehäuse, in dessen
Höhlungen die Samenkerne wie in schützenden Kämmerchen liegen.
2. Apfelwickler. Die Apfel, die zuerst reifen, sehen zwar recht schön aus,
aber häufig sind sie „wurmstichig“. Das rötlich weiße Tierchen in dem Apfel ist
nun zwar kein Wurm, sondern die Raupe eines Schmetterlings, des Apfelwicklers.
Dieser schlüpft im Juni oder Juli aus der Puppe und setzt bald darauf an un-
14°