Full text: Anschaulich-ausführliches Realienbuch.

— 331 — 
solcher Rolle auf der Empfangsstation durch 2 Leitungsdrähte verbunden (von 
denen jedoch der eine, ganz wie bei der Telegraphenleitung, durch die Erde ersetzt 
werden kann). Gegenüber dem Ende, das von der Rolle umgeben ist, befindet 
sich eine dünne elastische Eisenplatte (e). Spricht man in den trichterförmigen 
Schallbecher (ki f) gegen die Eisenplatte (e), so gerät diese in Schwingungen, 
verändert unausgesetzt ihre Entfernung vom Magnet und verstärkt und schwächt 
dessen Magnetismus. (Warum? s. 8 110sn)") Dadurch aber werden in der 
Drahtrolle magnetelektrische Ströme von wechselnder Stärke hervorgerufen, die 
sich nun durch den Leitungsdraht bis zur andern Station fortpflanzen. Hier laufen 
sie durch die dort befindliche Drahtrolle, umkreisen den darin liegenden Magnet 
und erzeugen in ihm abwechselnd stärkern oder schwächern Magnetismus. Daher 
kommt es, daß das vor dem Magnetpole befindliche Eisenplättchen bald stärker, 
bald schwächer angezogen wird und so genau in derselben Weise hin und her 
schwingt wie das Plättchen in der Anfangsstation. Dadurch müssen in der End- 
station auch dieselben Schallwellen, mithin auch dieselben Töne und Laute wie auf 
der Anfangsstation erzeugt werden. 
112. Das Nordlicht, bei uns eine seltene Erscheinung, ist besonders in nördlichen 
aber auch in südlichen Gegenden (daher richtiger: Polarlicht) zu gewissen Zeiten fast in 
jeder Nacht sichtbar. Daher trägt es sehr viel zur Erleuchtung der oft monatelangen Winter- 
nächte in jenen Gegenden bei. Es erscheint am Horizonte als heller Lichtbogen, der einen 
dunkeln Kreisausschnitt umschließt. Von Zeit zu Zeit strömen von dem hellen Lichtbogen 
rote, gelbe und violette Strahlenbüschel aus, die sich zuweilen bis über unsern Zenith 
(Scheitelpunkt) erstrecken. Uber die Art der Entstehung des Nordlichts hat man zwar noch 
keine vollkommene Gewißheit erlangt; doch ist es unzweifelhaft, daß diese wunderbare Er- 
scheinung mit dem Erdmagnetismus zusammenhängt, da das Nordlicht Schwankungen der 
Magnetnadel oft in großer Entfernung und schon am Tage vor seinem Erscheinen hervor- 
ruft. Ebenso übt es auf den elektrischen Strom im Telegraphen einen so großen Einfluß 
aus, daß die Geräte von selbst anfangen zu arbeiten und so die Beförderung von deut- 
lichen Depeschen verhindert wird. Man nimmt an, daß sich infolge der Achsendrehung der 
Erde durch den Erdmagnetismus elektrische Sträme entwickeln (wie man solches auch bei 
einem sich drehenden künstlichen Magnet nachgewiesen hat) und daß das Ausströmen dieser 
Elektricität das Nordlicht bildet. 
E. Chemie. 
1. Chemische Prozesse. Erhitze in einem Probiergläschen unter Luftabschluß 
Sägespäne! Es entweichen Rauch und brennbare Gase, und ein schwarzer Rück- 
stand, Kohle, bleibt übrig. Wir sagen, es habe eine chemische Zersetzung 
stattgefunden. Stellt man süße Milch längere Zeit an die Luft, so wird sie sauer. 
Es hat sich mit ihr ein neuer Körper, der Sauerstoff, verbunden. In diesem 
Falle hat eine chemische Verbindung stattgefunden. Kohle und Rauch sind 
ganz andre Körper als Holz, saure Milch ist ein andrer Körper als süße Milch. 
Vorgänge, durch die aus verschiedenen Stoffen andre Stoffe mit ganz andern Eigen- 
schaften entstehen, nennt man chemische Prozesse. Solche haben sich auch voll- 
zogen, wenn die saure Weintraube süß, der Apfel faul, das Bier sauer geworden ist. 
2. Elemente. Ein Körper, der sich nicht chemisch, d. h. nicht mehr in andre 
Stoffe zerlegen läßt, wie z. B. das Gold, wird Element oder Grundstoff genannt. 
Weitaus die meisten Körper unfrer Erde aber sind aus verschiedenen Elementen 
  
  
" *) Gewöhrlich setzt man an das der Rolle zugekehrte Ende des Magneten ein Stück 
weiches Eisen (Anker) an, das als solches besser geeignet ist, die Stärke seines Magnetis-= 
mus söhnell zu verändern. Dieses Eisen taucht in die Rolle und bildet den einen Pol des 
agnets.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.