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oder Grundstoffen zusammengesetzt. So besteht z. B. das Wasser aus 2 Luft-
arten, dem Sauerstoffe und dem Wasserstoffe. Werden beide miteinander im rich-
tigen Verhältnis vereinigt, so entsteht Wasser. Man kennt gegenwärtig etwa
70 Elemente, aus denen die Erde mit allem, was auf ihr lebt und webt, zu-
sammengesetzt ist. Die bekanntesten Elemente sind alle Metalle, ferner Sauerstoff,
Wasserstoff, Stickstoff, Kohlenstoff, Schwefel, Phosphor, Jod, Kiesel u. s. w.
3. Der Sauerstoff ist ein Hauptbestandteil der atmosphärischen Luft. (S. 301.)
Er ist auf der Erde sehr reichlich vorhanden; man findet ihn außer in der Luft
im Wasser, in der Erde, in Tieren und Pflanzen, doch trifft man ihn niemals
allein an. Um uns Sauerstoff zu verschaffen, vermischen wir etwa 20 g# fein-
gestoßenes chlorsaures Kali mit ebenso viel Braunstein und füllen davon ein
Probierglas (von schwer schmelzbarem Glase) etwa halb voll. Dann verschließen
wir das Gläschen luftdicht mit einem durchbohrten weichen Korke, durch dessen
Offnung das eine Ende einer § förmigen Glasröhre geführt ist. Hierauf hängen
wir das Probierglas mittels eines Drahtes so an einem Gestelle auf, daß das
freie, aufwärtsgebogene Ende der Glasröhre in ein Gefäß mit Wasser taucht und
die Offnung noch etwas vom Wasser bedeckt wird. Erhitzen wir nun das Probier-
glas über einer Spiritusflamme, so steigen nach kurzer Zeit aus dem Wasser
Luftblasen auf. Diese rühren von der erwärmten Luft in der Glasröhre her,
die durch das Wasser nach oben steigt. (S. 314.) Ist diese Luft entwichen, so
entsteht eine kleine Pause in dem Aufsteigen der Luftbläschen. Plötzlich aber
beginnt ein neues Luftströmen im Wasser, und die Bläschen steigen noch zahl-
reicher auf als vorher. Diesmal rühren sie von dem Sauerstoffe her, der aus
dem schmelzenden chlorsauern Kali (Kalium, Chlor und Sauerstoff) entweicht. Um
den Sauerstoff aufzufangen, nimmt man eine mit Wasser gefüllte Arzneiflasche und
stülpt sie über die im Wasser befindliche Offnung der Glasröhre. (Beim Umdrehen
der Flasche verschließe man die Offnung mit dem Finger, bis man sie unter das
Wasser des Gefäßes gebracht hat. Dann lasse man los, da alsdann kein Wasser
mehr herausfließt. Warum?) Der aus der Glasröhre kommende Sauerstoff steigt
nun in die Arzneiflasche empor und drückt nach und nach das Wasser aus ihr
heraus. Ist dies geschehen, so verkorkt man die Flasche, damit keine andre Luft
hineinkomme, unterhalb des Wassers. Wonmit ist sie gefüllt?
4. Eigentümlichkeiten des Sauerstoffs. a. Taucht man einen glimmenden
Span in den Sauerstoff der Flasche, so brennt er mit heller Flamme. Bald
darauf aber erlischt die Flamme, da sie den Sauerstoff aufgezehrt hat. Wir sehen
also, daß der Sauerstoff die Verbrennung befördert. Nach unten hin in die
Flasche schlägt die Flamme nicht, ein Beweis, daß der Sauerstoff allein nicht
brennt. Das Verbrennen besteht eben darin, daß ein andrer Körper, hier das
Holz, mit dem Sauerstoffe eine Verbindung eingeht. Entsteht hierbei Licht und
Wärme, so spricht man von einer schnellen Verbrennung; entsteht nur Wärme, so
wird dieser Vorgang eine langsame Verbrennung genannt. Ohne Sauerstoff ist
keine Verbrennung möglich. Stellt man ein brennendes Licht auf einen mit Sand
bestreuten Tisch und einen Lampenchlinder darüber, so erlischt das Licht sehr
bald. Es fehlt der Flamme an Sauerstoff. Von unten wird ihm der Zutritt
durch den Sand, von oben durch die über der Flamme sich bildenden Gase ver-
schlossen, die zum Verbrennen untauglich sind. Sobald man aber den Cylinder
auf kleine Holzstückchen stellt, so daß die Luft von unten aus in den Cylinder
gelangen und die beim Brennen entstandenen Gase lebhaft abströmen können,
beginnt die Flamme lustig zu brennen.
b. Wenn daher eine Lampe gut brennen soll, so muß die Luft unterhalb
des Cylinders zur Flamme gelangen können; deshalb die vielen kleinen Offnungen