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Waschen (S. 340) und zum Kochen der Hülsenfrüchte (S. 339) nicht tauglich. Das
Regenwasser hat keinen Kalk aufgelöst. Es heißt deshalb „weich“. Auch das
Wasser in Flüssen und Teichen enthält weniger Kalk als Quellwasser, da es ihn
unterwegs wieder ausscheidet. In jedem Wasser (mit Ausnahme des gekochten
Wassers) ist auch etwas Luft enthalten. Wäre dies nicht der Fall, so würde kein
Fisch, kein Krebs im Wasser leben können. Gutes Trinkwasser muß klar, geruch—
und geschmacklos sein.
8. Wasserstoff. Das Wasser ist eine chemische Verbindung von Sauerstoff und Wasser-
stoff. Um uns Wasserstoff herzustellen, nehmen wir ein starkes Fläschchen mit doppelt
durchbohrtem Korke. Durch das eine Loch stecken wir eine Trichterröhre, die bis nahe
an den Boden der Flasche reicht, durch das andre eine winkelförmig gebogene Glasröhre.
In die Flasche schütten wir einige Zinkschnitzel (beim Klempner zu haben) und übergießen
sie durch die Trichterröhre mit verdünnter Schwefelsäure. Sofort entsteht ein lebhaftes
Aufbrausen. Es entwickelt sich ein Gas, Wasserstoff genannt. Da es sich in reichem Maße
bildet, so hat es in der Flasche keinen Platz und entweicht durch die Gasleitungsröhre.
Dabei nimmt es die anfangs in der Flasche befindliche Luft mit sich fort. Wir lassen das
Gas 5—6 Minuten ausströmen. (Diese Vorsicht ist nötig, weil sich der Sauerstoff der
atmosphärischen Luft im Glase mit dem Wasserstoffe zu Knallgas vermischt und so beim
Anzünden eine Explosion entsteht.) Hierauf halten wir ein brennendes Zündholz an die
Offnung der Röhre. Der Wasserstoff entzündet sich und brennt mit blaßblauer Flamme.
Halten wir ein trocknes Glas mit weiter Offnung über die Flamme, so beschlagen die Wände
des Glases inwendig mit feinen Wassertropfen. Indem nämlich der Wasserstoff verbrennt,
d. h. sich chemisch mit dem Sauerstoffe der Luft verbindet, entsteht wieder Wasser. Das
Wasser besteht dem Raume nach aus zweimal soviel Wasserstoff wie Sauerstoff. Der Wasser-
stoff ist das leichteste Gas. Er ist 14 mal so leicht als die Luft. Man verwendet ihn daher
zum Füllen kleiner Luftballons.
9. Der Kohlenstoff. Fülle ein Probiergläschen etwa zur Hälfte mit Säge-
spänen, verschließe das Gläschen mit einem Korke, durch den eine Glasröhre geht,
und erhitze es über einer Spiritusflamme! Es steigen graue Dämpfe aus der
Glasröhre auf. Betrachte die im Probiergläschen zurückgebliebenen Holzspäne! Sie
sind schwarz geworden: das Holz ist verkohlt. Zerreibe eine Kohle! Sie wird
zu Pulver. Der schwarze Stoff, aus dem sie besteht, ist Kohlenstoff. Außerdem
enthält sie noch unverbrennbare mineralische Bestandteile, die beim vollständigen
Verbrennen als Asche zurückbleiben. Holz besteht nämlich hauptsächlich aus Kohlen-
stoff, Wasserstoff und Sauerstoff. Durch die Hitze lösen sich diese Grundstoffe aus
ihren Verbindungen. Wasserstoff und Sauerstoff entweichen, daneben auch etwas
Kohlenstoff in verschiedenen Verbindungen, der größte Teil des Kohlenstoffes aber
bleibt zurück. In derselben Weise, wie die Kohle im Probiergläschen, bildet sich
auch die Kohle im Meiler. Man schichtet Holzscheite auf, bedeckt sie mit Erde
und Rasen, so daß nur wenige Offnungen bleiben, und zündet sie an. Da die
Luft nur wenig Zutritt hat, fehlt es an Sauerstoff. Das Holz verbrennt daher
nicht völlig, sondern nur seine leicht brennbaren Bestandteile: es verkohlt. (Uber
Braun= und Steinkohle s. S. 255, über Torf S. 2641)
10. Verwendung der Kohle. Die Holzkohle hat eine 3—4 mal größere
Heizkraft als eine gleich große Holzmenge. Besonders wird sie in Eisenhütten,
beim Plätten u. s. w. gebraucht. Auch wird sie uns außerdem noch dadurch
nützlich, daß sie die Eigenschaft hat, andre Stoffe in sich aufzusaugen, wozu
sie besonders durch ihre Porosität sehr geeignet ist. Schütte z. B. frische, zer-
stoßene Holzkohle in fauliges Wasser! Es wird wieder rein und trinkbar, da
die Holzkohle alle verdorbenen Teile des Wassers in sich aufnimmt. In Städten,
wo man gezwungen ist, das oft sehr unreine Wasser der Flüsse zu genießen,
filtriert man dieses Wasser stets durch eine Schicht Holzkohlen. Holzkohlen wider-
stehen auch der Vernichtung lange Zeit. Daher verkohlt man das untere Ende
der Baumpfähle, und Bier= und Weinfässer werden, bevor man sie füllt, im In-
nern häufig etwas ausgebrannt und verkohlt.