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e. Einige Säuren benutzt man zum Scheuern metallener Geräte (kupferner
Kessel, Mörser u. s. w.), die in der Luft leicht oxydieren (d. h. eine Verbindung
mit Sauerstoff eingehen). Eine Lösung von verdünnter Schwefel-, Salz= oder
Essigsäure (auch saures Bier) löst die oxydierte Schicht auf und macht die Geräte
leicht blank. Der Glanz erhält sich jedoch nicht lange, wenn nicht mit Schlemm-
kreide, Wiener Kalk u. s. w. nachgeputzt wird. Die Säuren zerstören auch Farben
und Fettflecke. Mit Kleesalz oder auch mit Citronensäure kann man Tintenflecke
aus der Wäsche, mit Schwefelsäure Fettflecke aus dem Zeuge entfernen.
14. Kohlensäure. a. Wir tauchen einen brennenden Holzspan in eine Flasche mit
Sauerstoff und verkorken sie sofort. Sobald der Span ausgebrannt ist, hängen wir in die
Flasche ein mit Wasser angefeuchtetes Stück blaues Lackmuspapier. Das Papier rötet sich.
Es ist also jedenfalls Säure in der Flasche enthalten. Diese Säure ist aber gasförmig.
Das Gas ist dadurch in der Flasche entstanden, daß sich beim Verbrennen des Holzspans
die Kohle mit Sauerstoff verbunden hat. Man nennt diese Verbindung Kohlensäure. Sie
wirkt eingeatmet sehr schädlich. Eine Flamme erlischt darin.
b. Blase deinen Atem längere Zeit durch einen Strohhalm in ein Glas Wasser und
tauche dann blaues Lackmuspapier hinein! Es färbt sich ebenfalls rot. Die Luft, die wir
ausatmen, ist nämlich zum Teil Kohlensäure. Daraus erklärt sich auch, wie durch das
Beisammensein vieler Menschen in einem kleinen Zimmer die Luft darin bald verdirbt.
. Kohlensäure bildet sich außerdem bei Verwesung von tierischen und pflanzlichen
Stoffen sowie bei Gärung. Dicht verschlossene Keller, in denen Wein oder Bier gärt, darf
man deshalb nicht betreten, ohne sie vorher zu lüften.
d. So gefährlich es also ist, die Kohlensäure einzuatmen, so kann man sie doch ohne
Gefahr in den Magen bringen. Sie verleiht sogar dem Wasser und Bier den frischen, er-
quickenden Geschmack und macht sich in diesen Flüssigkeiten in Gestalt kleiner Bläschen be-
merkbar. Beim „Sauerbrunnen“ sehen wir die Kohlensäure in Form von Perlen aufsteigen.
15. Schweflige Säure und Schwefelsäure. a. Streiche ein Streichholz an! Es ent-
steht (durch Verbrennen des Schwefels) eine bläuliche Flamme und ein stechender Geruch.
Der Schwefel verbindet sich nämlich mit dem Sauerstoffe der Luft, und es bildet sich ein
neuer luftförmiger Körper, die sogenannte „schweflige Säure“. Man benutzt sie zum Rei-
nigen der Zeuge von Fruchtflecken (Weinflecken, Kirschflecken u. a.), zum Bleichen von Seide,
Wollstoffen, Strohhüten u. s. w.
b. Von der schwefligen Säure unterscheidet man die „Schwefelsäure“. Sie enthält
mehr Sauerstoff als die schweflige Säure. Man stellt sie in Bleikammern her. Zunächst
verbrennt man in einem großen Ofen Schwefel. Die dadurch entstandene „schweflige Säure“
leitet man durch einen Kanal in Bleikammern. Das sind Räume, die aus Bleiplatten
zusammengefügt sind. (Blei wählt man, weil dies von der Schwefelsäure am wenigsten
angegriffen wird.) Auf dem Boden der Bleikammer stehen Gefäße mit Salpetersäure. Auch
wird beständig Wasserdampf in die Kammer geleitet. Die schweflige Säure entzieht nun
der Salpetersäure Sauerstoff, verbindet sich mit dem Wasserdampfe und bildet so einen neuen
Körper, die „Schwefelsäure". Der Rest der Salpetersäure ersetzt seinen Verlust an Sauer-
stoff sofort wieder, indem er beständig den Sauerstoff der atmosphärischen Luft an sich reißt.
c. Die Schwefelsäure hat ein großes Bestreben, sich mit Wasser zu verbinden. Gieße
etwas Schwefelsäure auf ein Stück Holz! Es erhält ein schwarzes Aussehen, wie wenn
es verkohlt wäre. Die Schwefelsäure entzieht nämlich dem Holze den Wasser= und Sauer-
stoff und läßt nur den Kohlenstoff zurück. Reibt man eine blinde Kupfermünze mit einem
Läppchen, das mit verdünnter Schwefelsäure angefeuchtet ist, so wird sie blank. Man ge-
braucht deshalb Schwefelsäure auch zum Putzen metallener Geräte. (Uber Schwefel s. S. 2651)
16. Stärke. a. Zerreibe einige rohe Kartoffeln auf einer Reibe! Die ge-
riebene Masse übergieße unter stetem Umrühren mit etwas kaltem Wasser! Als-
dann seihe die breiartige Masse durch ein Seihtuch oder durch ein engmaschiges
Sieb und laß nun die hindurchgeflossene milchige Flüssigkeit eine Stunde ruhig
stehen! Bald klärt sich die Masse. Oben sammelt sich klares Wasser. Gießt man
dieses ab, so erhält man einen weißen, dichten Bodensatz. Das ist Stärke. Solche
Stärke läßt sich auch von Weizen, Mais, Roggen u. s. w. gewinnen.
b. Besonders wichtig ist die Stärke als Nahrungsmittel. Ehe sie in den
Magen gelangt, beginnt ihre Verwandlung in Zucker. Das geschieht namentlich
mit Hilfe des Speichels. Ohne diese Verwandlung ist die Stärke nicht gut ver-
daulich. Die stärkehaltige Pflanzennahrung darf deshalb nicht zu schnell verschluckt