Full text: Handwörterbuch der Württembergischen Verwaltung.

400 Höhere 
chenoberrealsch. Dem Bedürfnis humanist. 
und realgymnasial. Bildung der weibl. Jug. dient 
in W. das mit einer realgymnasialen Abt. aus- 
gestattete Mädchengymnasium in Stuttgart (eine 
Privatanst. mit erheblicher finanz. Unterstützung 
des Staats und der Stadt Stuttgart). Die M.= 
Realsch. sind in der Weise organisiert, daß auf 
3 Elementarkl. (E. IIII), die den fremdsprachen- 
losen Unterbau bilden, in den sog. höh. Klassen 
I bis VII, also in einem 7jähr. Lehrgang wissen- 
schaftlichen Unterrichts das Lehrziel der aus- 
gebauten MRoalsch, erreicht wird. Die Mädchen- 
Oberrealscdh. stellt einen selbst. Aufbau auf die 
Mäealsch. dar und führt in einem 8jähr. Lehr- 
gang die Mädchen zur Hochschulreife. Sie ist im 
wesentl. nach dem Lehrplan der KnabObhRealsch. 
eingerichtet, jedoch mit Beschränkung der Mathe- 
matik und stärkerer Betonung des Deutschen und 
gewährt die Berechtigungen, die mit der Knaben- 
Oberrealsch. verbunden sind. Für den Uebertritt 
von der Mealsch. zur MObRealsch. und zu den 
Knabensch. sind bes. Best. Letroffen, vgl. darüber 
Kultmin Abl. 1914 46. . Frauenstudium. — 
II. Organisation der Lehrkräfte. 1. Ueber das 
Verhältnis der Zahl der ständigen 
Lehrkräfte zu den unständigen und 
Zusammensetzung des Lehrkörpers nach Fakultäten 
bestehen keine ausdrückl. Vorschr. Im allg. ist der 
Lehr= und Stundenplan, das Maß der für die 
einzelne Disziplin nach Klassenzahl und 'stärke 
zu besetzenden Stunden für den Bedarf und Ver- 
teilung der L. maßgebend. — 2. Für die Schüler- 
zahlen gilt der Grundsatz, daß eine Spaltung 
von Kl. und die Errichtung neuer Lehrstellen ein- 
zutreten hat, wenn die Gesamtzahl der Schüler an 
Kl. IIII mehr als 40, Kl. IV—VI mehr als 35, 
Kl. VII IX mehr als 30 Sch. umfaßt. Für die 
Sch. der weibl. J. gelten dieselben Zahlen für 
die entspr. Klassen. — 3. Die Depet#ng der 
h. Sch. mit Lehrkräften ist f.: An den ob. Klassen 
der Sch. f. d. männl. J. werden neben den Rek- 
toren als Lehrern Professoren, an den mittl. Kl. 
Oberpräzeptoren und Oberreallehrer, an den unt. 
und vorläufig noch den Vorkl. Präzeptoren und 
Reallehrer angestellt. An den Latein- und Realsch. 
ohne Oberkl. sind Praäzeptoren und Reallehrer auch 
an Kl. II verwendet. Analog ist die Staffelung 
für die technischen L., Religions-, Zeichen-, Turn-, 
Schreib= und Sing L. Die beiden ersten Gruppen 
sind akademisch gebildete L.; ihre erste ständ. An- 
stellung geschieht zunächst an den mittl. Kl. auf 
der gen. Stufe der Oberpräz. und Oberreal.; 
von hier aus erfolgt die Beförderung auf Pro- 
fessorst. Die 3. Gruppe, die Präzept. und Reall., 
sind mit den ElL. und dem größ. Teil der Bürger- 
Sch L. seminaristisch gebildete, d. h. aus den VSch.= 
Seminaren hervorgegangene L.; die ersteren mit 
der Erg Prüfung in Lat. und Franz. zu der II. V.= 
Sch-Dst Pr., s. § 7, II. 3. — Bei den h. MSch. ist die 
Zahl der Lehrerkat. größer. Neben den Rektoren 
als Sch Vorst. und den Professoren für die ob. Kl., 
den Oberreal L. für die mittl. Kl., den Real L. und 
VSchL. für die unt. Kl. find hier weibl. Lehrkr. 
und zwar die akadem. gebild. an den ob., L. innen 
Schulen. 
mit der Bildung des K.innenseminars an mittl. 
und unt. Kl., VSch L. an den unt. Kl. verwendet. 
Dazu treten noch die Arbeits L. Künftig werden 
aber VSch L. und -innen nicht mehr berufen wer- 
den. — 4. An diese Einteilung der Lehrstellen, 
auf welche die L. ernannt werden, schließt sich 
auch die Zuteilung der Lehraufträge an, 
übr. nicht in strenger Bindung, vielmehr find über 
die Zuteilung der LüAuftr. ff. Grundsätze auf- 
gestellt worden: a) Bef. Präzept. und Real L. kann, 
soweit es die LAuftr. und die Zusammensetzung 
des Lehrkörpers der Anst. gestatten, an den S 
mit Oberkl. auch die 2. Kl. zugewiesen werden. 
b) Davon abgesehen, richtet sich die Zuteil. der 
LAuftr. in 1. Linie nach den Zwecken und An- 
forderungen des Unterrichts. Ein Anrecht auf eine 
bestimmte Kl. oder einen best. LAuftr. innerhalb 
der durch die Lehrbefähigung gezogenen Grenzen 
besteht nicht. c) Die L. werden zunächst auf der 
Stufe, auf der sie angestellt find, beschäftigt und 
zwar mit dem LüAuftr., für den sie vorzugsweise 
geeignet sind, weiterhin werden sie auch auf andern 
Stufen zu entspr. LAuftr. herangezogen. Durch 
diese Anordnung will vermieden werden, daß der 
Unterricht an den ob. Kl. ausschl. in den Händen 
älterer L. liegt und den jüng. Kräften verschlossen 
bleibt. Für jede Kl. wird ein Klassen L. be- 
stellt, in dessen Hand nach Möglichkeit der Unter- 
richt in den Hauptfächern vereinigt wird. — 5. Um 
einen einheitlichen Unterrichtsbetrieb zu sichern, 
führt ein und derselbe L., KlL., wie Fach L. die 
Schüler in seinen Fächern durch mehrere Kl. 
weiter, wofern nicht bes. Gründe dagegen bestehen. 
Erl. Min Abt. f. d. h. Sch. b. Verteilung der 
LAuftr. 29. 11. 11, Kultmin Abl. 238. Die Verteil. 
der LAuftr. erfolgt demnach grundsätzlich nach dem 
KlLehrersystem. Seine Durchführung ist jedoch 
keine starre, da die Lehrbefähigung in weitem 
Maß berücksichtigt wird. Dies gilt bes. für die 
ob. Kl., wo mit Erweiterung und Vertiefung der 
Wissenschaften, Vermehrung und Gliederung der 
Lehrstoffe mehr und mehr, zumal bei den großen 
Sch. mit Parallelkl., das Bedürfnis einer Arbeits- 
teilung und der Vertretung der einzelnen Unter- 
richtsgebiete durch wissenschaftl. durchgebildete 
FachL. zur Geltung kommt. An den unt., z. T. 
den mittl. Kl., tritt dagegen der Wert intensiver 
fachlicher Schulung hinter der erzieherischen und 
bes. didaktischen Aufgabe der Schularbeit zurück. 
Das KlLeystem ist daher hier das vorherrschende. 
— III. Organisation des Unterrichts. 1. Als 
Pflichtfächer umfaßt der Unterricht sämtlicher 
Vollanst., einschl. der Mädch Oberrealsch.: Religion, 
Deutsch, Philosophie, Französisch, Geschichte, Erd- 
kunde, Mathematik, Naturgeschichte, Physik, Chemie, 
Schreiben, Zeichnen, Singen, Turnen mit Be- 
wegungspielen; außerdem für Gymn.: Lateinisch 
und Griechisch, Realg.: Lateinisch und Snelisch 
Oberrealsch.: Englisch Mädchenrealsch.: Englisch, 
Kunftgeschichte und weibl. Handarbeiten. — 2. Da- 
neben bilden freiw. Fächer an sämtl. Voll Anst. 
für die männl. J.: Stenographie, Projektions- 
zeichnen, Chorfingen, außerdem am Gymn.: Hebr., 
Engl., an der Oberrealsch. Lat., an der MOb.=
	        
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