Full text: Handbuch der Gesetzgebung in Preußen und dem Deutschen Reiche. Der Preußische Staat. (4)

214 III. 2. Anl. G. V. über die Ausübung der Rechte des Staats u. s. w. 9. Sept. 76. 
Anlage G (zu Anmerkung 48 a). 
Verordnung über die Ausübung der Rechte des Staats gegenüber der 
evangelischen Landeskirche der neund älteren Provinzen der Monarchie. 
Uom 9. September 1876. (GS. 395.)2) 
Wir u. s. w. verordnen in Gemäßheit des Artikels 28 des Gesetzes vom 
3. Juni 1876 (GS. S. 125), auf den Antrag Unseres Staatsministeriums, 
für die Provinzen Ost= und Westpreußent), Brandenburg, Pommern, 
Posen, Schlesien, Sachsen, Westfalen und die Rheinprovinz3) über die Aus- 
übung der Rechte des Staats gegenüber der evangelischen Landeskirche dieser 
Provinzen, was folgt: 
Art. 1. Die Rechte des Staats werden von dem Minister der geist- 
lichen Angelegenheiten ausgeübt: 
1. bei Feststellung des Regulativs für die vereinigten Kreis- 
synoden der Haupt- und Residenzstadt Berlin (Gesetz vom 
3. Juni 1876. Art. 8)4); 
2. bei dem Erwerb, der Veräußerung oder der dinglichen Belastung 
von Grundeigenthum, wenn der Werth des zu erwerbenden oder 
des zu veräußernden Gegenstandes, oder wenn der Betrag der Be- 
lastung die Summe von hunderttausen dö5) Mark übersteigt 
(Art. 24. Nr. 1); 
3. bei der Veräußerung von Gegenständen, welche einen geschichtlichen, 
wissenschaftlichen oder Kunstwerth haben (Art. 24. Nr. 2); 
4. bei der Errichtung neuer, für den Gottesdienst bestimmter Gebäude 
(Art. 24, Nr. 5); 
5. bei der Anlegung von Begräbnißplätzen (Art. 24. Nr. 6)5); 
1) Die Prov. Preußen ist in die Pro- 
vinzen Ost= u. Westpreußen getheilt G. 
19. März 77 (GS. 107) 
*:) Beim Uebergange e# Verwaltung 
der Angelegenheiten der evangelischen 
Landeskirche auf die Organe der Kirchen- 
regierung sind die den Staatsbehörden 
verbliebenen Rechte neu festgestellt G. 
3. Juni 76 Art. 21—28 (Unteranlage 
G 1). Die Zuständigkeit bei Ausübung 
dieser Rechte bestimmt vorstehende V. 
*) Aehnliche Verordnungen ergingen 
für die mit eigener Kirchenverfassung 
(Unteranl. G1 Anm. 2) versehenen übri- 
gen Landestheile: a) Schl.-Holstein 
u. Kons Bez. Wiesbaden V. 19. Aug. 78 
(GS. 287), erg. 9. Jan. 79 (GS. 365 
nebst Berichtigung 386) u. 1. Nov. 86 
(GS. 296); b) Hannover, ev.-reformirte 
Kirche V. 25. Juli 84 (GS. 319), ev.= 
lutherische 24. Juni 85 (GS. 274); c) 
  
KonsBez. Kassel V. 10. Jan. 87 (GS. 
7); d) Kons Bez. Frankfurt a. M. V. 6. 
Nov. 99 (GS. 517); e) Hohenzollern V. 
25. Sept. 97 (GS. 406) u. 28. Nov. 98 
(GS. 337). Die Ergänzungen der V. 
30. Jan. 93 (Anm. 5, 6 u. 8) betreffen 
auch die Verordnungen a—c. 
)) Fortgefallen. Die Kirchengemeinden 
Berlins sind, unbeschadet ihres Verhält- 
nisses zu den Kreissynoden, zu einer 
Stadtsynode zusammen geschlossen 
Kirch G. 17., Staats G. 18. u. V. 18. Mai, 
95 (GS. 177, 175 u. 182), der gegen- 
über die Staatsaufsicht durch V. 20 Okt. 
96 (GS. 203) geregelt ist. 
5) V. 30. Jan. 93 (G. 10) Art. I!; 
ursprünglich 10000 M. 
6) Zuständig ist der Reg. Pr. das. Art. 
I2. Staatsrechtliche Entwickelung UO V. 
13. Dez. 90 (XX 411).
	        
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