Full text: Handbuch der Politik. Erster Band. (1)

14 Fritz Berolzheimer, Methodik und Abgrenzung der Politik. 
So muss der Richterden möglichen Gegensatz: „geltendes“ Recht auf der einen 
und „richtiges“ Recht auf der anderen Seite klar erkennen: er hat dasgeltende Recht 
anzuwenden, auch wenn es im einzelnen Falle nicht zu einer „richtigen“ Entscheidung führt. Aber 
woder Gesetzgeber selber den Richter im oben angegebenen Sinn auf as „richtige“ Recht verweist, 
de ist dieser in der Lage, die Harmonie für den einzelnen Fall herzustellen. Je mehr er hierzu be- 
fähigt ist, desto besser wird er in der Lage sein, die Rechtsanwendung im Sinn des Gesetzgebers 
zu gestalten. 
Aus allen diesen unter III und IV angegebenen Gesichtspunkten ergibt sich, dass die weitere 
Entwicklung der heute erst in den Grundlagen vorhandenen Wissenschaft der Rechtspolitik für 
die Verv ollkommnung unserer Rechtspflege in Gesetzgebung und Rechtsanwendung von der 
grössten Bedeutung ist. 
4. Abschnitt. 
Methodik und Abgrenzung der Politik. 
Von 
Dr. iur. Fritz Berolzheimer, Berlin. 
t. Politik als Wissenschaft — Stants-Machtlehre. 2. Geschichtliche Methode mit sozlologischen 
Ausbau. 3. Politik und Allgemeine Staatslehre. Polltik und Staatsphilosophie. 4. Politik und Moral. 
Literatur: 
Dahlmann, Politik, 2. Aufl., 1847. Waitz, Grundzüge der Politik, Kiel 1862. G. Rümelin, 
Reden und Aufsütze, S. 144—171: Über das Verhältnis der Politik zur Moral, Tübingen 1875. Franz von 
Holtzendorff, die Prinzipien der Politik, 2. Aufl., Berlin 1879. Bluntschli, Deutsche Staatslehre, 
I. Teil, Allgemeine Staatslehre, 2. Aufl., Nördlingen 1880. Gum plowicz, Soziologie und Politik, Leipzig 
1892. Ratzenhofer, Wesen und Zweck der Politik, 3 Bde., Leipzig 1893. Schäffle, Bau und Leben des 
soziulen Körpers, Bd. 1, Tübingen 1875, Bd. 4, 1878; 2. Aufl.: 2 Bde., 1896. Rehm, Geschichte der Staatsrechts 
wissenschaft, Freiburg i. B. 1896. Schäffle, Über den wissenschaftlichen Begriff der Politik, i. d. Ztschr. f. d. 
gc3. Staatswissenschaft, Bd. L III, 1897, S. 579—600. v. Treitschke, Politik, I. Bd.. Leipzig 1897. Fritz ven 
Calker, Politik ala Wissensch: aft, Strassburg 1880. Rehm. Allgemeine Staatslehre, Freiburg i. B., 1899. 
RichardSchmidt, Allgemeine | Staatslehre, I. Bd., Leipzig 1901. v. Hertling, Art., „Politik“ im Staats- 
lexikon der Görres-Gesellschaft, 2. Aufl., Bd. 4, Freiburg 1903, S. 546—562. Berolzheimer, System der 
Rechts- und Wirtschaftsphilosophie, Bd. II (Die Kulturstufen der Rechts. und Wirtsehaftsphilosophie). Bd. III 
(Philosophie des Stuates samt den Grundzügen der Politik) München 1905, 1906. Rich. Schmidt, Wege und 
Ziele der Politik. In der Ztschr. f. Politik, Bd. I, 1907, S. 1—60. Tönnies, Soziologie und Politik, ebenda (1908) 
. 21 y. 
—22 
l. Politik als Wissenschaft — Staats-Machtlchre. 
Wesen und Methodik der Politik stehen in enger Wechselbeziehung. Die gewäblte Methode 
ist zweifellos von Einfluss auf die Ausgestaltung der politischen \ issenschaft;; "aber zuvor muss 
das Untersuchungsobjekt feststehen, damit das” Untersuchungs mittel bestimmt werde.
	        
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