§ 31. Präsidium (Kaiser). 247
2. Die Reichsgesetze sind vom Kaiser aus-
zufertigen und zu verkünden (Art. 17), die
gesetzgebenden Körperschaften von ihm zu be-
rufen und zu verabschieden (Art. 12). Er hat
die Ausführung der Reichsgesetze zu überwachen
(Art. 17, 36), vielfach auch die Ausführungsverordnungen
zu erlassen.
3. In der Reichsverwaltung, deren oberste
Leitung ebenso wie die der Reichspolitik ihm zusteht,
ernennt und entläßt er die (unmittelbaren) Reichsbeamten
(Art. 18) und gewisse Klassen von Offizieren (S. 288),
den Reichskanzler (Art. 15) und den Statthalter von
Elsaß-Lothringen (RG. vom 31. Mai 1911 Art. II § 2).
Ihm steht zu: Die Ausführung der Bundesexekution (Art.
19), die obere Leitung der Post= und Telegraphenverwal-
tung (Art. 50), die Aufsicht über das Konsulatwesen
(Art. 56), der Oberbefehl über Heer und Marine (Art.
53, 63, S. 288), auch die Erklärung des Kriegszustands
(Art. 68). Er übt die Staatsgewalt im Reichsland
(S. 481), die Schutzgewalt in den Schutzgebieten (S. 492)
aus: „territoriale Fundierung des Kaisertums“ (Laband).
4. Das Begnadigungsrecht steht dem Kaiser
zu:
a. in den Sachen, in denen das Reichsgericht
in erster und letzter Instanz erkannt hat (St PO. § 484,
d. h. bei Hochverrat gegen Kaiser und Reich und bei
Landesverrat gegen das Deutsche Reich, G. 8 1361);
8. in Konsularstrafsachen (RG. vom 7. April
1500, oben S. 16, § 72);
J. in Marinestrafsachen (Kaiserl. Erlaß vom
23. Mai 1876, vgl. auch MilStGO. 88 424 ff.);
d. betreffs der Urteile der Prisengerichte (vgl.
die freilich nur auf die damalige ostafrikanische Blockade
bezügliche Kaiserl. Verordn. vom 15. Februar 1889 827);
e. in Elsaß-Lothringen (RG. vom 31. Mai
1911 Art. II 8 1, betreffs der Geldstrafen ist das Be-
gnadigungsrecht dem Statthalter übertragen);
5. in Disziplinarsachen der Reichsbe-
amten (Reichsbeamtengesetz vom 18. Mai 1907 § 118);