Die Reichsstadt Augsburg. 85
Unter der Regierung des Fürstbischofs Christoph von
Stadion (v. 1517— 1543) breitete sich auch die Reformation
in der Stadt Augsburg und andern Reichsstädten aus. Der
Bischof widersetzte sich zwar eifrig der Verbreitung derselben,
stimmte aber weniger für Härte gegen die Protestanten, als für
die gelinden Mittei der Ueberzeugung. Während des Bauern-
aufstandes nahm sich der Rath von Augsburg der katholischen
Geistlichkeit thätig an.
Durch die Verwüstungen des dreißigjährigen Krieges hatte
auch die Stadt Augsburg und das bischöfliche Gebiet sehr viel
zu leiden.
3) Die Reichsstadt Augsburg.
Die Zeit der Entstehung dieser Stadt ist nicht erweislich;
jedenfalls fällt sie schon in die Zeit vor Christi Geburt. Nach
dem Eindringen der Römer wurde hier eine römische Colonie
angelegt und zu Chren des Kaisers Augustus Augusta ge-
nannt. Das Christenthum hat hier schon in frühester Zeit
Eingang gefunden; der h. Lucius soll schon am Ende des
zweiten Jahrhunderts hier das Evangelium gepredigt haben und
ungefähr 100 Jahre später kam der h. Bischof Narzissus
hieher und bekehrte die Venuspriesterin Afra, die dann bei
der bald darauf entstandenen Christenverfolgung lebendig ver-
brannt wurde. Augsburg stand wohl auch unter der Herrschaft
des Bischofs, genoß aber die besondere Gunst der Kaiser und
wurde dadurch immer selbstständiger. Den Bischöfen rang sie
ein Recht nach dem andern ab, weßhalb auch die Fehden mit
ihnen selten aufhörten. Unter Kaiser Rudolph wurde Augs-
burg im Jahre 1276 zur freien Reichsstadt erhoben und
somit von den Bischöfeu unabhängig. Durch Gewerbfleiß und
Handel blühte der Wohlstand der Stadt freudig auf; namentlich
wußte sie den italienischen Handel an sich zu ziehen,
was zu ihrem Flor viel beitrug und wodurch sie an Bedeutung
sehr gewann. Im 14. und 15. Jahrhundert stand sie kraftvoll
da und trotzte den mächtigsten Fürsten. Ihre Macht und ihr
Ruhm wurde nicht bloß durch den wichtigen Zwischenhandel