Die Fugger in Augsburg. 87
4) Die Fugger in Augsburg.
Hans Fugger, der in dem südlich von Augsburg ge-
legenen Dorfe Graben ansäßig war, dort einige Tagwerk
Felder und Wiesen besaß und neben dem Ackerbau die Weberei
trieb, verkaufte dort sein Anwesen, zog im Jahre 1370 nach
Augsburg, erlangte hier das Bürgerrecht, trieb die Weberei
und neben derselben den Leinwandhandel und stand durch Fleiß
und Redlichkeit bei seinen Mitbürgern in Ansehen.
Von seinen fünf Söhnen sind Andreas und Jakob die
Stammhalter der nachfolgenden Geschlechter geworden. An-
dreas gewann in kurzer Zeit durch ausgebreiteten Handel ein
großes Vermögen, wurde aber stolz darauf, daß man ihn den
reichen Fugger hieß, und sah mit Verachtung auf seinen
Bruder Jakob herab. Jakob ertrug dies mit Geduld, befahl
seine Sache dem Herrn, war fromm und freundlich gegen Jeder-
mann, mild gegen die Armen, aber hart gegen die Ungetreuen,
und Gott segnete ihn an Leib und Gut. Er trieb ebenfalls
Leinwandhandel und brachte es durch Fleiß, Sparsamkeit und
glückliche Unternehmungen dahin, daß er seinen 11 Kindern
eine reiche Handelschaft hinterließ. Unter diesen waren sechs
Söhne, von welchen vier die väterliche Handlung zu Augsburg,
Nürnberg und Venedig mit Glück und Geschick fortführten, 2
aber sich dem geistlichen Stande widmeten. Als jedoch schnell
nacheinander drei Brüder starben, entsagte Jakob quf Zu-
reden seiner Brüder Ulrich und Georg, welche die ausge-
breitete Handlung nicht allein führen konnten, dem geistlichen
Stande, trat als Theilnehmer in die Handlung und brachte
das Geschlecht der Fugger zu hohem Ruhme.
Anfangs kam Jakob in das Haus zu Venedig, zeigte sich
da als einen der verständigsten Kaufleute, war zugleich ein
wahrhaft gebildeter Mann, und wegen seiner Weltkenntniß,
seiner Belesenheit und seines feinen Betragens selbst bei Königen
Und Fürsten beliebt. Der Handel der Fugger bestand damals
vorzüglich in Baumwollenzeugen, (besonders Barchent) die in
Augsburg gefertigt waren; diese lieferten sie in großer Menge