Kurfürstenthum Bayern. Ferdinand Maria. 117
1) Kurfürstenthum Bayern.
a) Kurfürst Ferdinand Maria.
Kurfürst Maximilian lI. starb im Jahre 1651 im 563.
Jahre seiner Herrschaft über Bayern. Schon 18 Monate vor
seinem Tode hatte er seinem Sohne Ferdinand Maria die
Regierung mit den trefflichsten väterlichen Ermahnungen über-
geben. „Sei gerecht und gütig gegen das Volkz; hasse den Krieg,
welchen Herrschsucht und Ehrgeiz erzeugt; aber meide ihn nicht,
wenn es für Gott, für Freiheit des Vaterlandes und für Sicher-
heit des Unterthanen gilt,“ lautete sein väterlicher Rath.
Die Hoffnungen, welche er auf seinen Sohn und Nach-
folger, den Kurfürsten Ferdinand Maria setzte, waren nicht
vergeblich. Er war ein Fürst voll Seelengüte und Liebenswür-
digkeit, reich an häuslichen und öffentlichen Tugenden; er suchte
das Land von allen den großen Uebeln, welche der dreißigjäh-
rige Krieg herbeigeführt hatte, zu heilen. Es war da Großes
zu thun; die Haushaltung des Staats und der öffentliche Wohl-
stand waren zerrüttet; das Land war verwüstet, das Band ge-
setzlicher Ordnung locker, die Sitte des Volkes verwildert, der
Sinn für häusliches Glück und stillen Genuß des Erwerbens
und Sparens bei Vielen verloren. Kurfürst Ferdinand
Maria nahm daher nicht bloß auf allmähliche Erneuerung
und Hebung des bürgerlichen Wohlstandes, sondern auch auf
Befestigung der erschütterten Gesetze und Sitten Bedacht.
Er vermied sorgfältig Kriege, schlug deßhalb auch die ihm
angebotene deutsche Kaiserkrone aus, und Bayern lebte unter
ihm 28 Jahre im glücklichen Frieden. Die niedergebrannten
Dörfer und Städte stiegen aus der Asche empor; städtischer
Gewerbsfleiß fing wieder an sich zu regen. Der Ackerbau
wurde wieder belebt, und das Land, von schiffbaren Flüssen
durchschnitten, war wegen seiner gut angebauten und frucht-
baren Kornfelder berühmt. Religiosität und fromme Sitte
waren zurückgekehrt, die Wunden des Staates nach und nach
geheilt, die Finanzen geordnet und der Staatsschatz angefüllt.
Einen solchen Vater des Vaterlandes bedurfte Bayern nach den
Verheerungen des dreißigjährigen Krieges.