130 Die Pfalz bis auf Theodor. Die Kurfürsten Carl Ludwig u. Carl.
Ingolstadt und Würzburg gebildet und durch seine Redlichkeit
und durch seinen Scharfsinn bald so allgemein bekannt, daß er
von dem Kurfürsten Maximilian bei jeder wichtigen Sache
zu Rathe gezogen wurde. Dieser Mann vertheidigte unauf-
gerufen sein Vaterland gegen die fremden Ansprüche; Lori
half treulich mit Rath und That, und so mußte Bayern doch
weiter nichts als das Innviertel an Oesterreich abtreten.
Trotzdem, daß Lori für die Rechte des neuen Kurfürsten.
Carl Theodor eifrig gestritten hatte, mußte er für immer
das Angesicht seines neuen Herrn meiden, indem er nach Neu-
burg an der Donau verwiesen wurde. Er ging und lebte
in stiller Zurückgezogenheit, geehrt von allen Biedern. Er
hatte seinem Vaterlande treu gedient, konnte mit Freuden auf
sein Leben zurückschauen und 1786 den 27. März sterbend noch
freudig ausrufen: „Es ist halt doch gut sterben, wenn man
redlich gelebt hat!“
2) Die Pfalz bis uuf Theodor.
a) Die Kurfürsten Carl Ludwig und Carl.
Wir haben schon gehört, daß dem Sohne des unglück-
lichen Friedrich V., dem jungen Carl Ludwig bei dem
im Jahre 1648 in Münster und Osnabrück abgeschlossenen
Frieden die Pfalz am Rhein mit der Kurwürde übergeben
wurde, die obere Pfalz aber von der Rheinpfalz getrennt und.
mit Bayern vereinigt blieb. Da jedoch die Pfalz bis zum
Jahre 1652 noch mit fremden Heeren besetzt war, so konnte
er in sein Erbe erst im genannten Jahre zurückkehren. Alle
Mühe, die er sich gab, gleich nach dem im Jahre 1632 er-
folgten Tode seines Vaters in den Besitz seines Erbes zu ge-
langen, war vergeblich.
Schon die Jahre seiner Kindheit gingen nicht ungetrübt
vorüber.
Er mußte nach der Schlacht am weißen Berge 1618 als
ein Kind mit seiner Großmutter von Heidelberg nach Breslau,
dann nach Brandenburg und endlich mit seinen Eltern nach
Haag entfliehen, wuchs da unter Kummer und Entbehrungen