Kurfürst Maximilian Joseph. 141
Carl Ludwig, sein Sohn aus erster Ehe, ein geistvoller,
blühender Knabe von 13 Jahren und seine übrigen Kinder.
So kam er, ein zärtlicher Hausvater unter seinen Kindern,
nicht wie ein gebietender Fürst zu anererbten Unterthanen,
sondern abermals wie ein Vater zu Kindern. Und als ihn das
Volk erblickte in seiner stattlichen Gestalt, in seinem Antlitze
den gemüthlichen Biedersinn, in seinem Wort und Wesen die
ganze Huld der alten Fürsten Bayerns, und als er den herz—
lichen Gruß der jubelnden Menge so freundlich erwiederte: da
wünschten sich die Bayern Glück zu ihrem neuen Herrn; da
wurde der Jubel immer allgemeiner und herzlicher, und sie
sprachen: „Wahrlich, er kommt zu uns als ein liebender Vater;
er ist Maximilian Joseph der Andere, aber im Kreise
schöner Kinder glückseliger, als der Erste. Alles wird gut
werden.“ Also geschah es auch. (S. Fürstenbilder Nr. 1.)
Selten empfing aber ein Fürst aus der Hand des Herrn
eine schwerere Aufgabe des Lebens, als Maximilian Jo-
seph. Schon als er in München einzog, war der Ausbruch
eines neuen Krieges mit den Franzosen nicht mehr ferne. Der
französische General Moreau drang nach Bayern vor, besetzte
München und Landshut, schlug im Jahre 1800 das vereinte
bayerisch = österreichische Heer, stand, ehe man sich versah,
bei Linz und war bereits auf dem Wege nach Wien. Im
Jahre 1801 wurde zu Lüneville, einer Stadt in Frankreich,
Frieden geschlossen, in welchem das linke Rheinufer, das die
Franzosen schon längst besetzt hatten, förmlich an Frankreich
abgetreten wurde. Die heutige Pfalz erhielt den Namen: De-
partement Donnersberg. Nun wurden mit Ausnahme des
geistlichen Kurfürstenthums Mainz alle geistlichen Herrschaften
im deutschen Reiche säcularisirt, d. h. zu weltlichen Besitzungen
gemacht und zur Entschädigung der weltlichen Landesherren
verwendet; ebenso wurden die meisten Reichsstädte mediatisirt,
d. h. sie verloren ihre Reichsunmittelbarkeit und kamen unter
die Herschaft deutscher Fürsten.
Bayern erhielt als Entschädigung für die verloren ge-
gangenen Ländereien im Jahre 1803 die Bisthümer Würz-