Georg Joseph Vogler. 155
von sehr tüchtigen Lehrern Unterricht in derselben; er mußte
jedoch nach dem Willen seines Vaters zu Würzburg Philo-
sophie und zu Bamberg Rechtswissenschaft studiren. Schon da-
mals zeichnete er sich als Clavier= und Orzgelspieler aus, be-
kundete durch mehrere wohlgelungene Versuche seinen Beruf
zum Componisten, erlernte auch andere Instrumente, und ging,
da er in seinem Vaterlande keine Anstellung fand, nach Mann-
heim, wo ihn der damalige Kurfürst Carl Theodor gut
aufnahm und zur vollständigen Ausbildung in der Tonkunst
nach Italien schickte. Dort entwickelte er, während er Theo-
logie studirte, allmählich ein eigenes, musikalisches System; er
führte dasselbe mit größter Einfachheit durch und brachte die
sonst so verwirrte Harmonielehre auf die einfachsten und leicht
faßlichsten Grundsätze zurück. Er wurde Priester, kehrte als
Ritter vom goldnen Sporn und mit andern Auszeichnungen
nach Deutschland zurück, übernahm die Leitung der Mannheimer
Hofkapelle nebst der Stelle eines öffentlichen Lehrers der Ton-
kunst, geistlichen Rathes und Hofkaplans. Von 1780 an war
er größtentheils auf Reisen durch Deutschland, Frankreich, Hol-
land, Dänemark, Schweden, England und Spanien und fand
überall Auszeichnung und Beifall als Orgelspieler; nur erregten
die oft zu gewagten Tonmalereien häufig Tadel und gerechte
Mißbilligung. So kündigte er z. B. an, er werde ein Ge-
witter, eine Seeschlacht, den Einsturz der Mauern von Jericho
u. dgl. m. auf der Orgel darstellen, was natürlich als geistes-
leere Aeußerlichkeiten die Musik nicht schildern kann. Er reiste
sogar nach Afrika und Griechenland, um die griechischen Ton-
arten in ihrer Reinheit zu hören. Auf die in diesen Ländern
gemachten Entdeckungen baute er sein Choralsystem
1786 wurde er in Stockholm als königl. Kapellmeister
angestellt. Vier Jahre später unternahm er aber schon wieder
Reisen und ließ sich auf dem von ihm erfundenen Instrumente
Orchestrion hören. Im Jahre 1799 verließ er Stockholm für
immer mit einer jährlichen Pension von 500 Thalern. 1807
folgte er einer Einladung des Großherzogs von Hessen nach
Darmstadt, wo er bis zu seinem Tode 1814 verblieb, nach-