Full text: Geschichte Bayerns.

Maximilian Josephs inneres Walten. 161 
hauerkunst, der Bau= und Kupferstecherkunst und erleichterte 
hierdurch hoffnungsvollen und strebsamen Jünglingen das Ge- 
schäft, sich zu großen Künstlern auszubilden. 
Zur Verbesserung der Verhältnisse des Volkes suchte er 
die Kultur des Bodens durch Aufhebung der Leibeigenschaft, 
durch Einführung eigener Musterwirthschaften, durch Heran- 
bildung tüchtiger Landwirthe an denselben und durch manche 
andere Einrichtungen zu befördern, das Zunftwesen zu ordnen, 
den Handel durch Beseitigung kleinlicher Zollschranken zu heben, 
die Verwaltung des Landes zu verbessern und die hereinbrechen- 
den Uebel der Unmoralität durch Bauten und durch Reguli- 
rung der Armenpflege zu verscheuchen und zu veredeln. Kurz 
er versäumte keine Gelegenheit, wo es galt, etwas wahrhaft 
Nützliches zu schaffen, dasselbe wirklich ins Leben zu führen. 
So gab sich dieser wohlthätige Fürst auch alle Mühe, in den 
Jahren 1816 und 1817, den Jahren einer großen Theuerung, 
die Leiden der Unterthanen zu mildern. Er ließ aus weiter 
Ferne damals Getreide auf seine Kosten herbeischaffen, besuchte 
an jedem Markttage die Schranne in München, weilte mitten 
im Gewühle der Käufer und Verkäufer, und rief, wenn der 
Preis zu hoch stieg, laut: „Hieher kommt, zu mir, liebe 
Kinder! und kauft; ich gebe euch das Getreide um einen Gul- 
den wohlfeiler.“ Dadurch hemmte er oft glücklich den unge- 
heuern Wucher der Kornhändler und wehrte der Verzweiflung 
der Armen, deren er Tausende auf seine Kosten täglich speisen 
ließ. 
Am 26. Mai 1818 verlieh er seinem Reiche die verheißene 
Constitution oder Verfassung mit der Volksvertretung, freudig 
begrüßt vom ganzen Lande. 
Der Eingang der Verfassungs-Urkunde stellt die Grund- 
sätze auf, worauf sie ruhen soll, nämlich: Freiheit der Ge- 
wissen, gleiches Recht der Bayern zum Staatsdienst und zu 
allen Graden des Verdienstes, gleiche Berufung zur Pflicht 
und Ehre der Waffen, Gleichheit der Belegung und Pflichtig- 
keit der Leistungen, Ordnung durch alle Theile des Staats- 
haushaltes u. s. w. 
Heinisch, G. E., Geschichte Bayerns. 2. Nufl. 11
	        
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